„Anthroposophen“
Vor einiger Zeit rief mich ein Leser meines Heftes an, weil er eine Frage zur Rechnung hatte. Er war der Meinung, Ende des Jahres 2018 für das Jahr 2019 bezahlt zu haben. Sie alle wissen, daß von Anfang an und jedes Jahr wieder auf der Rechnung steht, für welchen Zeitraum man bezahlt. Die Frage war also schlicht und einfach unnötig für jemand der lesen kann. Und da wir schon einmal beim Geld waren, berichtete er von seiner Arbeit als Kassenwart des anthroposophischen Zweiges, dem er angehört. Auf meine Frage, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, Mitglied einer solchen Gesellschaft zu sein, deren Arbeit darin besteht, Rudolf Steiner zu verunglimpfen und das Wirken der Anthroposophie zu verhindern, sagte er, solange er in seinem Zweig machen kann was er will, die Redner einladen kann, die er und seine Zweigmitglieder hören wollen, zum Beispiel Herrn Bonneval und andere die er aufzählte, die er zum Kreis der Dissidenten rechnet, sehe er keinen Grund aus der Gesellschaft auszutreten.
Wir werden hier mit einem der Probleme konfrontiert, die dazu beigetragen haben, daß die AAG zur Sekte verkommen ist und die „Anthroposophen“ restlos gescheitert sind, deshalb schreibe ich darüber, ohne Rücksicht auf eventuelle Animositäten.
Der Mann sprach nicht davon, daß meine Einwendungen gegen diese Gesellschaft unrichtig seien, sondern warum er diese nicht beachtet, da ihm anderes wichtiger ist. Er sprach also von seinem Egoismus. Damit wird das niedere Ich, das man auch den Drachen nennen kann in die geistigen Bestrebungen hineingetragen, man öffnet den Dämonen Tor und Tür. Worin dieser Egoismus nun genau besteht, darüber kann ich nur spekulieren und wird bei jedem „Anthroposophen“ etwas anders gelagert sein, wahrscheinlich hat er in seinem speziellen Fall dort seine anderen Kumpane, seinen sozialen Zusammenhang und befürchtet zu vereinsamen, wenn er austreten würde. Andere wiederum befürchten den beruflichen Nachteil, den ein solcher Austritt mit sich bringen könnte oder wie bei der Kirchenmitgliedschaft, man könnte den Anspruch auf den „Himmel“ verlieren. Dabei spielt natürlich viel Unterbewußtes eine Rolle. Das allerdümmste an Ausrede, das ich diesbezüglich zu hören bekam, war von dem Leiter eines zur Gesellschaft „oppositionell“ stehenden Erkenntniskreises. Er sagte, daß nur die Menschen Rudolf Steiner in der geistigen Welt nach ihrem Tode verteidigen dürften, die in dieser Gesellschaft waren. Die Mitglieder dieses Kreises haben das jahrzehntelang gläubig hingenommen. Dem gesunden Menschenverstand, nicht dem „anthroposophisch“ verbogenen, stellt sich die Sache ganz einfach dar. Diese Gesellschaft kann nur so überaus verderblich wirken, weil sie Mitglieder hat. Würden diese austreten, wären ihre Funktionäre arbeitslos und kein Mensch würde sich für deren Geschwätz noch interessieren. Jeder der in dieser Gesellschaft Mitglied ist trägt die Verantwortung für das, was von dieser Gesellschaft ausgeht, ob er sich dessen bewußt ist oder nicht. Der Anthroposoph müßte wissen, daß auch Unwissenheit nicht vor den karmischen Folgen schützt. Rudolf Steiner sprach zu Lebzeiten davon, daß diese Gesellschaft sinnlos wäre, wenn sie nicht auf dem Boden der Wahrhaftigkeit stehen würde. Und auf welchem Boden steht sie heute? Auf dem Boden des Egoismus und der Unwahrhaftigkeit. Schon Rudolf Steiner wußte: „Die Feinde kommen von innen, aus der Mitgliederschaft selbst.“ Zitiert nach Adelheid Petersen, Seite 189 in „Erinnerungen an Rudolf Steiner“. Er sprach auch schon und immer wieder von der inneren Opposition der Mitglieder, die immer im Egoismus ihre Ursache hat und die seit damals wahrlich nicht geringer geworden ist. Man sucht dann keine Wahrheit, sondern die Wahrheit die kompatibel mit dem Egoismus ist und das häufig unterbewußt. Der Egoismus ist dem Gegenwartsmenschen der allerhöchste Gott, für ihn ist er bereit alles zu verraten und zu verkaufen. Innerhalb dieser Gesellschaft arbeiten die ganz großen Menschheitsverräter und jeder der Mitglied dieser Gesellschaft ist unterstützt sie dabei, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist, macht sich so ebenfalls zum Verräter an der Menschheit. Wer seinen Egoismus in die Anthroposophie hineinträgt und nicht diese dazu gebraucht, um ihn zu überwinden, der ist verloren. Ihm werden die Schleier der luziferischen Illusionen um den Kopf gehangen. Ich werde das Zitat, Rudolf Steiners die Dämonen betreffend, das ebenfalls von Adelheid Petersen überliefert wurde, nicht noch einmal zitieren, das habe ich schon öfters getan, es steht eine Seite weiter in dem genannten Buch. Durch diesen Egoismus und die Illusionen, die er unweigerlich mit sich bringt, korrumpiert sich das Denken dieser Menschen und nicht nur das, sondern auch das Wahrnehmen. Denn man hat dann ja eine Brille auf und muß seine Wahrnehmungen in einem egoistischen Lichte sehen und interpretieren und das wirkt sich wie ein Virus auf das ganze Seelenleben aus, es macht dieses krank. Deswegen die Frage des Lesers nach dem, was auf jeder Rechnung steht und dort gelesen werden kann seit Jahren (er liest das Heft auch seit Jahren). Deshalb sagte Rudolf Steiner: „Anthroposophie ist eine gefährliche Sache! Eine sehr gefährliche Sache!“ Im selben Buch Seite 190. Weil man mit ihr eine sehr, sehr große Verantwortlichkeit übernimmt. Es geht bei ihr gar nicht darum, was kann sie mir geben, sondern darum, was bin ich als Mensch der Welt, auch der geistigen Welt schuldig. Und daran sind die „Anthroposophen“ gescheitert. Und wenn in Afrika ein Mensch verhungert, wenn die USA in Afghanistan Menschen wegbomben, wenn der Junkie sich einen Schuß setzt, wenn in Deutschland immer mehr Menschen obdachlos werden, so tragen die Anthroposophen dafür die Verantwortung, zumindest eine Mitverantwortung, denn wie sähe die Welt heute aus, wenn man aus der Anthroposophie nicht eine bequeme Wohlfühlbadewanne gemacht, sondern sie in die Welt getragen, sich mit ihr den aktuellen Problemen gestellt hätte? Ganz, ganz anders! So viel Egoismus wie in der anthroposophischen Gesellschaft ist mir noch nirgends begegnet, allerdings ein ins esoterische verfeinerter Egoismus, deshalb viel verheerender als der alltägliche Egoismus der Nichtesoteriker.
Meine Erfahrungen sind die, daß man die Menschen, die es sich in dieser Gesellschaft schon länger bequem gemacht haben, in der Regel nicht mehr erreichen kann. Sie tragen ihre Schleier der Illusionen durch die sie blicken und kennen diese nicht, sie lieben diese und wollen darauf auch nicht verzichten. Sie haben durch diese Art „Anthroposophie“ zu benutzen, schon viel zu viel Kraft eingebüßt, die ihnen fehlt, wenn sie der Wirklichkeit ins Augen sehen müßten, also unterlassen sie es. Ganz anders kann es sich bei den Menschen verhalten, die durch das Pelagius Heft die Anthroposophie kennenlernen. Wenn sie dann nachträglich sich dort hinbegeben wo „Anthroposophen“ tätig sind, so ist es für sie kaum erträglich, denn sie können die Unwahrhaftigkeit erleben und ertragen diese schlecht. Man hört sie übrigens auch an der Stimme der „Anthroposophen“, diese Unwahrhaftigkeit.
In unserem Arbeitskreis sagte einer der Teilnehmer: Bevor die Anthroposophie zu ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit kommen kann, muß diese Gesellschaft verschwinden. Ich denke da ist etwas Wahres daran. Ich will mich durch einen Witz verständlich machen: „Fritzchen wird in der Schule von seinem besten Freund gefragt, warum er denn so traurig sei? Fritzchen antwortet der Opa sei gestorben. Nein, sagte darauf der Freund, das könne nicht sein, heute morgen wäre er am Haus vorbei gegangen und da hätte der Opa am Fenster gestanden. Ja, sagt Fritzchen, den haben wir da stehen, damit wir nochmal die Rente kassieren können.“ Solange die Welt denkt es gäbe eine Gesellschaft, die im Sinne der Anthroposophie wirkt, wird diese Gesellschaft alle Aufmerksamkeit auf sich lenken und die Menschen werden die Unwahrhaftigkeit, die Verschlagenheit, die Verschrobenheit dieser Sekte mit Anthroposophie verwechseln und die Besten, die die dafür am meisten geeignet wären, werden sie meiden und das mit gutem Grund.
Na, werden vielleicht einige sagen, da hast du dir ja wieder einen oder mehrere Leser vergrault. Sie können sicher sein, daß ein Mensch wie der eingangs beschriebene, einem anthroposophischen Impuls nur zum Schaden gereichen kann, für solche Menschen zu schreiben bedeutet, daß man den Drachen füttert.
Ich denke jeder Leser müßte es inzwischen verstanden haben: Ich fühle mich nicht dem niederen Ich meiner Leser verpflichtet, wohl aber dem höheren Selbst.
Auch hier wieder können uns die Worte des Christus zur Orientierung dienen: „An ihren Taten werdet ihr sie erkennen“ und nicht an ihrem Geschwätz.
Rüdiger Keuler, Oktober 2019