Die Entwicklung der Bewußtseinsseele
Wie wir als Leser des Pelagius Heftes, als Kenner der Anthroposophie wissen können, besteht die Aufgabe der 5. nachatlantischen Kulturperiode (ca. 1413 – 3573 n.Chr.) in der Entwicklung der Bewußtseinsseele. Dem ging voran der 4. nachatlantische Zeitraum, in dem vom Menschen die Verstandes- und Gemütsseele ausgebildet wurde. Wir Menschen der Gegenwart müssen nun wissen, wie wir diese Bewußtseinsseele ausbilden können, denn es handelt sich ja um die Bewußtseinsseele, was schon besagt, daß nichts mehr von alleine geschieht, daß alles aus dem Bewußtsein heraus geschehen muß. Wir Menschen müssen also bewußt diese Seele entwickeln, wir müssen wissen wie dies zu geschehen hat. Was in der Zukunft, wobei wir zu dieser Zukunft schon die Gegenwart dazurechnen müssen, von alleine geschieht, ohne daß der Mensch sich darum bemüht, trägt nicht mehr zum Heil der Menschheit bei. Was von alleine geschieht zur Ausbildung der Bewußtseinsseele ist die seelische Isolation vom anderen Menschen. „Die Bewußtseinsseele gibt den Charakter des Sich-Abschließens von der übrigen Menschheit, des mehr Isoliert-Lebens.“ Dieser Satz von Rudolf Steiner findet sich in dem Vortrag vom 10. Oktober 1916, der den Titel trägt, „Wie kann die seelische Not der Gegenwart überwunden werden“. Er findet sich in dem Zyklus „Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten“ GA 168. Die Betonung des Wortes „gibt“ wurde von mir vorgenommen, weil es zeigt, welchen Teil der Bewußtseinsseele wir passiv empfangen. Eigentlich ist die Isolation, das sich Abschließen und der damit zwangsläufig einhergehende Egoismus, nur die Vorbedingung für die Entstehung dieser Bewußtseinsseele, an der der Mensch selbständig arbeiten muß. Das Abschließen ist die Bedingung um zu einer selbständigen Persönlichkeit zu werden, die weitere Entwicklung selbst besteht in der Überwindung dieser Vorbedingung um als selbständige Persönlichkeit, nicht im Persönlichen verhärten zu müssen.
Mit dieser sozialen Isolation diesem Auf-sich-selbst- Beschränken sind die Prüfungen verbunden, durch die der Mensch hindurchgehen muß, um zur Bewußtseinsseele zu kommen. Denn diese seelische Isolation hat uns in die Katastrophen hineingeführt, von denen wir in der heutigen Zeit so arg gebeutelt werden. Die Menschen haben sich vor allem um ihre eigenen Interessen gekümmert, alles was unangenehm war, was das Wohlbefinden stört, hat man aus seinem Leben ausgeklammert so lange es ging, die überwiegende Mehrheit der Menschen handelt immer noch so. Wir haben geschehen lassen und so konnte mit uns gemacht werden und die Zustände herbeigeführt werden unter denen wir nun zu leiden haben. Das Interesse für den anderen Menschen, für das was er tut, für das was in der Welt vorgeht, war/ist nur dann vorhanden, wenn es unseren Egoismus befriedigt und für das Leid des anderen war die Teilnahme, die Aufmerksamkeit schon gar nicht vorhanden, nur dann, wenn es von den Medien erzeugt wurde und unsere Sentimentalität erregte. Und wenn man mit sozialen Programmen darauf antworten konnte. So reagiert man auf die armen, elenden, traumatisierten „Flüchtlinge“, ohne die Armut und Not zu bemerken die direkt vor der Haustür stattfindet. So brüllte man am Freitag mit der verhaltensgestörten Greta „wer nicht hüpft, der ist für Kohle“ (an Schwachsinn kaum zu überbieten), solange man nicht auf den größten Umweltverschmutzter, das Smartphone, verzichten mußte.
Mit sozialem Verständnis ist etwas anderes gemeint als Programme, Sentimentalität und Mitlaufen in der Masse, auch wenn es wie bei Refugees Welcome“, das Soziale betrifft.
Die bisherigen sozialen Gemeinschaften bauen auf die Gruppenseele, den Gruppenzusammenhang, den Erbstrom auf, die zukünftigen sozialen Zusammenhänge müssen auf das individuelle Verständnis des anderen Menschen bauen. Aber um die Individualität des anderen Menschen verstehen zu können, muß ich erst meine eigene Individualität entwickeln, denn nur mit dem Lichte, welches sich der Mensch im eigenen Inneren entzündet, kann er die Außenwelt erhellen und beleuchten. Um sein Ich zu entwickeln braucht er aber die tiefe Erkenntnis des Geistigen. Individuelles soziales Verständnis setzt also Geisterkenntnis voraus. Solange das nicht eingesehen wird, können keine tragfähigen sozialen Gemeinschaften entstehen. „Würde das nicht über die fünfte nachatlantische Menschheit verhängt sein, daß das gegenseitige Kennenlernen schwierig ist, so würde sich nicht die Bewußtseinsseele ausbilden können, so würden die Menschen mehr im Gemeinsamen aus natürlichen Anlagen leben müssen. Dann würde sich nicht das Individuelle der Bewußtseinsseele ausbilden können.“ Seite 97 in der Ausgabe von 1995. Schwierig wird dieses Kennenlernen auch deswegen, weil das ganze alte Karma, welches ich mit dem Anderen habe, in die Beziehung hineinspielt, mehr als das in der Vergangenheit der Fall war.
Das zweite welches wir erlernen müssen, um die Bewußtseinsseele auszubilden, ist die Gedankenfreiheit. Und wiederum werden wir auf die Gegenwart und ihre Prüfungen hingewiesen. Was steht denn der Gedankenfreiheit entgegen? Das Dogma und der Autoritätsglaube! Das Dogma der Corona-Religion zum Beispiel, das Dogma „Trump ist böse“, der Autoritätsglaube an die Systemmedien, der an Drosten, Merkel. Gates, Spahn und wie sie alle heißen, die Schwerstkriminellen an der Macht. Nur nicht selber denken müssen. Wozu haben wir denn unsere Experten, unsere Autoritäten? Nur wissen die oftmals auch nicht mehr als Otto Normalbürger und auf keinen Fall mehr als der Mensch, der wirklich angefangen hat zu denken. In besagtem Vortrag spricht Rudolf Steiner davon wie wir den Experten, die Autorität beurteilen können, obwohl wir keine Spezialisten sind. Er spricht vom Verlust der Angeloi, die mit dem Mysterium von Golgatha den Christus, der sich damals mit der Erde und der Menschheitsentwicklung verbunden hat, verloren haben. Trägt der Mensch nun die Erkenntnis des Geistigen, die Erkenntnis der Geisteswissenschaft in der Nacht hinauf in die Welt der Angeloi, so begaben ihn diese mit der Weisheit, die er braucht um den Spezialisten, die Autorität beurteilen zu können. Er wird dadurch nicht zum Experten, aber er kann den Experten beurteilen. „So sehen wir, daß ein Kampf besteht zwischen dem Aufkeimen der Gedankenfreiheit und der aus alten Zeiten hereinwirkenden, in unsere Zeit hereinwirkenden Autorität. Und die betäubende Sucht, sich über den Autoritätsglauben Täuschungen hinzugeben, ist vorhanden! In unserer Zeit ist der Autoritätsglaube ungeheuer gewachsen, ungeheuer intensiv geworden, und unter seinem Einfluß entwickelt sich eine gewisse Hilflosigkeit der Menschen in bezug auf das Urteilen.“ Seite 105. Wichtig ist, daß wir auf die betäubende Wirkung des Autoritätsglaubens aufmerksam sind.
Dogma und Autorität sind Überbleibsel aus der 4. nachatlantischen Zeit und sie verhindern den Menschen, ein Bürger der Gegenwart zu werden, indem er die Bewußtseinsseele entwickelt. „Aber die Menschen werden unter dem Einflusse einer solchen Autoritätskraft immer hilfloser und hilfloser, und systematisch diese Autoritätskraft, diese Autoritätsgesinnung auszubilden, das ist eigentlich das Prinzip des Jesuitismus.“ Seite 106. Wir sehen täglich mehr, wie hilflos und unfähig die Menschen geworden sind und auf der anderen Seite, wie immer mehr die Intoleranz, denen gegenüber die gegen das Dogma aufbegehren, bei den Autoritäten zunimmt. Rudolf Steiner spricht im Vortrag explizit vom medizinischen Jesuitismus und der versucht gerade die Weltdiktatur zu übernehmen.
Wir brauchen die Prüfungen in der fünften nachatlantischen Zeit, um an ihnen zu erwachen und zu erstarken, um unsere Bewußtseinsseele ausbilden zu können. „Aber diese Bewußtseinsseele, eben weil sie sich gerade als Bewußtseinsseele entwickeln soll, muß Widerstände haben, muß durch Prüfungen hindurchgehen. So sehen wir, daß sowohl dem sozialen Verständnisse wie der Gedankenfreiheit die heftigsten Widerstände erwachsen. Und man versteht heute nicht einmal, daß diese Widerstände das sind; denn in den weitesten Kreisen werden diese Widerstände gerade als das Richtige betrachtet, dem nicht entgegengewirkt werden soll, sondern das gerade ganz besonders ausgebildet werden soll. … Denn aus dem Herzblut heraus müssen bewußt die Impulse für dies neue Weltenwirken gewonnen werden. Was von selbst entstehen wird, wird Entfremdung der einzelnen untereinander sein. Was aus dem menschlichen Herzen herausquellen wird müssen, das wird bewußt anzustreben sein. Schwierigkeiten geht jede einzelne Seele im fünften nachatlantischen Zeitraum entgegen. Denn nur in der Überwindung dieser Schwierigkeiten werden sich die Prüfungen ergeben, unter denen die Bewußtseinsseele entwickelt werden kann. … Bis zur physischen Krankheit, bis zur physischen Haltlosigkeit entwickeln sich heute schon bei vielen Menschen die Verhältnisse.“ Seite 107.
Eine Leserin, die jahrelang das Pelagius Heft gelesen hatte, erkrankte an Brustkrebs und was tat sie? Sie unterwarf sich der Autorität der medizinischen Jesuiten und ließ eine Chemotherapie über sich ergehen. Geholfen hat es nicht, sie ist inzwischen verstorben. Sie sehen, es ist gar nicht so einfach den Autoritätsglauben abzulegen, einmal im Viertel Jahr das Pelagius Heft lesen reicht nicht, jedenfalls nicht, wenn man es liest wie ein anderes Sachbuch und nach dem Studium zur Tagesordnung übergeht.
Über zwei Voraussetzungen, die zur Entstehung der Bewußtseinsseele führen, haben wir gesprochen, es sind jedoch drei und eigentlich haben wir über die dritte die ganze Zeit mitgesprochen. „Das erste ist soziales Menschenverständnis, das zweite ist Erwerbung der Gedankenfreiheit, das dritte ist lebendiges Wissen von der geistigen Welt durch die Geisteswissenschaft. Diese drei Dinge müssen die großen, realen Ideale für den fünften nachatlantischen Zeitraum sein.“ Seite 113 (Betonung vom Verfasser). Wir haben schon die ganze Zeit darüber geredet, wie sowohl das neue soziale Verständnis, wie auch die Gedankenfreiheit der geistigen Wurzeln bedarf, ja das die Geist-Erkenntnis die Voraussetzung für das Soziale Menschenverständnis und die Gedankenfreiheit ist. Explizit spricht Steiner das auch aus. „Aber solange dieser gute Wille nur in allgemeinen Redensarten bleibt, wenn sie auch von noch so heißen Gefühlen getragen werden, es hilft nichts, wenn nicht die Erkenntnis, die nur aus der Geisteswissenschaft kommen kann, lebendig wird, daß die drei großen realen Ideale erfüllt werden können: Soziales Verständnis – soziales Menschenerkennen –, Gedankenfreiheit, Geist-Erkenntnis.“ Seite 114. „… daß aber das dritte, Geist-Erkenntnis, die Grundlage bilden muß für unseren fünften nachatlantischen Zeitraum.“ Seite 117. Am deutlichsten jedoch spricht er davon auf Seite 118. „Nicht aber werden die beiden ersten Forderungen erfüllt werden können – soziales Verständnis und Gedankenfreiheit –, wenn nicht die Geist-Erkenntnis dazukommt als das dritte, denn Bewußtseinsseele soll entwickelt werden.“
Von der Entfaltung der Bewußtseinsseele hängt es ab, ob die weitere Entwicklung der Menschheit sich vollziehen kann. In der folgenden, der 6. nachatlantischen Kulturperiode, soll das Geistselbst veranlagt werden, welches zu seiner vollen Entwicklung erst auf dem Jupiter kommt. Dieser Entwicklungsstufe der Menschen baut jedoch auf die Bewußtseinsseele auf, entsteht aus ihr heraus. „Diese Bewußtseinsseele hat als ihre höchste Stufe eben schon das Geistselbst, das in der sechsten nachatlantischen Kulturperiode veranlagt werden muß. Das wird nicht entwickelt werden können, wenn nicht vorbereitet wird jene innere Verselbständigung des Menschen, die erreicht wird durch die Entfaltung der Bewußtseinsseele.“ Ebenfalls Seite 118.
Es hilft alles nichts, wir müssen durch die Prüfungen hindurch und unsere Lässigkeit und unsere Hilflosigkeit überwinden. Das Werkzeug dazu haben wir bereits in den Händen. Nur was nützt der beste Hobel, wenn man ihn nicht ansetzt? Aber nun stehen wir an der Stelle, wo wir uns entscheiden müssen: Mühsamer Aufstieg, unter großen Anstrengungen oder schneller Untergang. Und ich kenne viele Menschen, die sich für den Untergang entscheiden – weil er vermeintlich einfacher ist.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen.
Ohne die Erkenntnis der Geistwelten wird die Not, die seelische und die physische Not der Gegenwart, nicht überwunden werden können.
Rüdiger Keuler, November 2020