Die geistigen Grundlagen des Fußballspieles

In Anlehnung an das Buch „Leibesübung und Bewußtseinsschulung“ von Rudolf Kischnick.

Jetzt ist wieder die Zeit, in der Millionen Menschen in der ganzen Welt bei der Fußballweltmeisterschaft auf einen Ball starren. Es ist unglaublich, welche Faszination vom Fußballspiel ausgeht, welche Emotionen es hochpeitscht, wie viele Gedanken, Gefühle, wieviel seelische Energie der Menschen durch dieses Spiel wie magisch gebunden werden. Es kann wohl mit Recht behauptet werden, daß es nichts gibt auf der Welt, welches so viele Menschen verschiedener Nationen, Religionen und Weltanschauungen miteinander verbindet und gleichzeitig trennt, denn jede Nation will gewinnen. Nichts gibt es, was den Einzelnen so im nationalen Gruppenseelenhaften aufgehen läßt. Auch ohne geisteswissenschaftliche Erkenntnisse müßte sich im Menschen ein gewisses Mißtrauen einstellen, wenn so große Menschenmassen auf eine solche emotionale Art ergriffen werden. Aber wie sieht es aus, wenn wir dieses Phänomen mit dem Licht der geistigen Erkenntnis beleuchten?

Laut der „Encyclopedia of Sports“ gehen die Wurzeln des Fußballspieles bis ins 11. Jahrhundert zurück. Bis zum Jahre 1042 war England den räuberischen Überfällen der Wikinger ausgesetzt. Es kam immer wieder zu, für damalige Verhältnisse, teils großen Schlachten zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Wikingern. Dementsprechend baute sich in England auch ein großer Haß auf die Eindringlinge auf. Noch Jahre, ja Jahrzehnte nach den Überfällen, kam es vor, daß, wenn Land gerodet werden sollte oder ein Haus gebaut, Gebeine zutage traten. Da die einheimischen Gefallenen regulär beerdigt wurden, war dann allen klar, daß es sich um die Knochen eines Seeräubers handeln mußte. Dann kochte regelmäßig der aufgestaute Völkerhaß wiederum hoch und die ausgegrabenen Schädel wurden so lange mit den Füßen getreten bis sie auseinanderfielen. Daraus entwickelte sich ein Treibballspiel, welches zwischen zwei Ortschaften gespielt wurde und das Ziel hatte, mit dem Ball bis zum Marktplatz des Gegners vorzudringen, dieses Spiel wurde „Kicking at the Danes head“ genannt. Über 100 Teilnehmer waren keine Seltenheit. Zwischen 1050-1075 breitete sich das Fußballspiel rasch aus. Unter Heinrich dem II. nahm die Beliebtheit des Spieles besorgniserregende Ausmaße an. Es wurde als Wehrkraft zersetzend verboten, da die Untertanen des Königs, statt sich in ihrer Freizeit im Bogenschießen zu üben und damit dem König im Krieg als Soldaten zur Verfügung stehen zu können, lieber Fußball spielten.

Über 400 Jahre galt dieses Gesetz, es verfolgte sogar den, der dieses Spiel auf seinem Grund und Boden duldete. Unter Jakob dem II. wurde es dann aufgehoben, da inzwischen das Schießpulver und das Söldnerheer erfunden worden waren brauchte man das eigen Volk nicht mehr bei den Kriegen. In den folgenden Jahren übernahm der König selbst, wohl aus einer Art von schlechtem Gewissen, das Protektorat für dieses Spiel und half nach besten Kräften es publik zu machen. Seither ist das Fußballspiel endgültig in das englische Nationalbewußtsein übergegangen. Man kann also ermessen was es für England bedeutet, ausgerechnet von den Teutonen 4:1 nach Hause geschickt zu werden. Aus dieser Entstehungsgeschichte des Fußballs zeigt sich für den Denkwilligen der dämonische Ursprung, den wir ja bei jedem Fußballspiel in den Freisetzungen der animalischen Emotionen bestätigt finden, aktuell in dem Höllengeplärr der Vuvuzelas.

Noch interessanter wird es jedoch, wenn wir uns dem zuwenden, was sich in den Formen und Regeln dieses Spieles repräsentiert, in diesem Spiel zum Ausdruck bringt. Die Grundregeln dieses Spieles wurden im Jahre 1863 festgelegt. Ursprünglich gab es einen Torwart, zwei Verteidiger, drei, heute würde man sagen Mittelfeldspieler und fünf Stürmer. Solange man diese Anordnung für zufällig hält, kann man auch nicht die Hintergründe und das Infernalische dieses Spieles verstehen. Die fünf Stürmer stehen für die fünf Sinne von denen man damals noch ausging. Die drei Mittelfeldspieler stehen für den rhythmischen Bereich, dort, wo das Zentrum der Lebenskräfte im Menschen ist, dasjenige, was sich zwischen dem Nerven-Sinnesbereich und dem Stoffwechsel-Gliedmaßenbereich als ausgleichender Faktor zwischen Oben und Unten als Drittes befindet. Und die zwei Verteidiger stehen für den Stoffwechsel-Gliedmaßenbereich, die physische Grundlage für den Willen. Da gibt es nur noch ein entweder-oder, das Gute oder das Böse, dafür steht symbolisch die Zwei. Man sieht also, das ursprüngliche Spiel ist nach psychologischen Gesichtspunkten aufgebaut. Obgleich das anfängliche System im modernen Fußball nach verschiedenen Richtungen hin modifiziert wird, wirkt der Geist, aus dem heraus es erschaffen wurde, auch heute noch unvermindert, im Gegenteil, die enormen animalischen Emotionen, die er im Laufe der Jahre erzeugt hat, haben seine Wirksamkeit fast bis ins Grenzenlose gesteigert.

Wirklich interessant wird es jedoch erst dann, wenn wir den Ball in seiner geistigen Bedeutung in das Spiel einordnen können. Das Runde wurde von den Völkern seit Urzeiten her als ein heiliges Zeichen für das Göttliche, für den Kosmos verehrt. Aus diesem Grund lehnten die Indianer den Gebrauch des Rades als Sakrileg ab. Die mikrokosmische Entsprechung des Göttlichen im Menschen ist der Gedanke. Und damit haben wir den Schlüssel, um die geistigen Hintergründe des Fußballspieles verstehen zu können.

Wir leben heute in einer Zeit, in der die Menschheit den Weg zum göttlichen Ursprung wieder zurückfinden muß, wenn sie nicht im Chaos, im Animalischen und in der allgemeinen Dekadenz versinken will. Dies ist ja schon sehr weit fortgeschritten. Im Unterbewußtsein jedes Menschen ist das Wissen davon vorhanden, tief verschüttet. Den Weg zurück zum Geist findet der Mensch, indem er den Schulungsweg geht oder die spirituellen Inhalte entgegennimmt, die Andere auf diesem Weg finden. Dabei muß der Mensch den Gedanken, der zuersteinmal an den Sinnesbereich gebunden ist, innerlich so stark machen, daß er sich verlebendigt, aus dem Grab des toten, abstrakten Denkens, das heute ausschließlich kulturschöpfend ist, gleichsam aufersteht. Noch stärker wird er, wenn er sich mit der Kraft des moralischen Willens durchdringt, um dann auch durch diesen Bereich bis zum Hüter der Schwelle (Torwart) zu kommen, der dem Menschen, der noch nicht reif dazu ist, den Eintritt in die geistige Welt zu seinem Besten verwehrt. Dorthin muß der Gedanken finden, am Hüter der Schwelle, der durch den Torwart repräsentiert wird, vorbei in die geistige Welt hinein. Dieser Weg setzt aber voraus, daß der Mensch in innerer Einsamkeit an sich, an der Überwindung seines niederen Ichs, an seinen niederen Trieben und Instinkten arbeitet, denn diese kann er nicht unbeschadet in die Welt des Geistes mitnehmen. Darum wird ihm dieser Zutritt vom Hüter der Schwelle so lange verwehrt, als er die Geistwelt nicht ohne Schaden an seiner Psyche zu nehmen ertragen kann. Da der Instinktmensch für diesen Weg zu träge und zu feige ist, schafft er sich einen Ersatz für seine unterbewußte Triebkraft. Dadurch sucht er seine im Unterbewußtsein rumorende Geistessehnsucht zu befriedigen und sich glauben zu machen, mit all seiner ungeläuterten, tierischen, niederen Triebhaftigkeit an der zukünftigen Entwicklung der Menschheit teilnehmen zu können und macht sich dadurch zur Beute der Dämonen. Schon die Tatsache, daß das Wahrzeichen des Göttlichen mit den Füßen getreten wird, weißt uns auf die Einlassung mit dem Dämonischen hin.

Die Bestätigung des Ausgeführten finden wir im vom Menschen erzeugten Höllenkrach, in dem Außer-sich-Sein der Menschen, das in jedem Stadion, auf jeder Fanmeile herrscht und das man in einer Zeit, die ihre Kinder schon in frühester Kindheit über das Fernsehen dem Dämonischen aussetzt, mit „Bombenstimmung“ bezeichnet, was ja auch im übertragenen Sinne den Tatsachen nahe kommt. Das erklärt auch das Phänomen der Hooligans, überhaupt die Anziehungskraft dieses Spieles für die Menschen, die aus einem großen Maß an geistiger Passivität, nach einem Höchstmaß an Sensation und an Befriedigung des Massen-Ichs suchen. Kein Wunder, daß das Fußballspiel eine solche magische Anziehungskraft hat, für die im Dämmerdunkel des Bewußtseins verhaftet bleibenden Menschen. Das erklärt auch, warum Fußball das Spiel ist mit der größten Gefährdung für das Publikum. Seit 1960 hat es 1500 Tote Besucher bei Spielen gegeben. Manchmal übernehmen die Dämonen völlig die Regie über das Geschehen und dann werden die Menschen vorübergehend vollständig zu Teufeln. So am 29. Mai 1985, als alkoholisierte, randalierende englische Fußballfans eine Panik unter den italienischen Fans auslösten, was zu einer Tragödie mit 39 Toten und 454 Verletzten führte. Das ist allerdings nicht die Fußballtragödie mit den meisten Toten, 2001 kam es zu einer Panik in Johannesburg/Südafrika bei der 47 Menschen ihr Leben ließen.

Von einer Mutter wurde mir erzählt, daß unmittelbar nach dem Spiel Deutschland gegen Argentinien ein 10 Jähriger in ihrem Dorf am Pool so schwer gestürzt ist, daß die Wunde am Knie mit 36 Stichen im Krankenhaus genäht werden mußte. Der behandelnde Arzt sagte: „Nach einem solchen Spiel werden die Verletzten im 2 Minuten Takt hier eingeliefert.“ Nach demselben Spiel traten Jugendliche in Köln eine Scheibe in der Straßenbahn ein. Durch das offene Fenster streckten sie diverse Körperteile. Der eine hatte Glück, er wurde nur am Arm verletzt, der Andere meinte dasselbe mit dem Kopf machen zu müssen, ihm wurde fast der Kopf abgerissen, die Ärzte kämpfen zur Zeit noch um sein Leben. Die anwesenden Fahrgäste konnten zu dem Unglück nicht befragt werden, da sie allesamt unter Schock standen. Wo bleibt der Restverstand der Menschen, daß einen solche Vorkommnisse nicht aufhorchen lassen?

Vor vielen Jahren kam ich einmal als nichts ahnender Anthroposoph auf dem Weg in eine Zweigveranstaltung auf der Aachenerstraße in Köln in eine Auseinandersetzung zwischen randalierenden Hooligans und vom Pferd in die Menschen prügelnden Polizisten. Ich war im Auto eingekeilt zwischen um sich schlagenden Menschen. Straßenbahnen wurden von der Polizei aufgebrochen, Tränengas eingesetzt, es gab blutende Männer, die Angst holte mich ein beim Zusehen. Aber wirklich geschockt war ich erst am Montag, als nichts davon in der Zeitung stand, es war anscheinend nichts Besonderes, sondern ein ganz normaler Spieltag gewesen.

Wenn man über das grundsätzliche der Wirkung des Fußballspieles auf den Menschen, besonders natürlich auf das Kind, sprechen will, ist es gut, sie derjenigen der Eurythmie gegenüberzustellen. Die Eurythmie lockert den Zusammenhang des Lebenskräfteleibes, des Ätherleibes mit dem physischen Leib, der heute bei den allermeisten Menschen zu fest, gleichsam zu verbacken ist. Dadurch bekommt die Lebenskräftestruktur mehr Gewalt über den physischen Leib und mehr Kraft auf diesen zu wirken. Das äußert sich als Gesundheit, als Heilkraft im Leben. Außerdem jedoch hat das Geistig-Seelische im Menschen die Möglichkeit, immer besser in das leibliche Gefüge einzugreifen. Das höhere Selbst kommt nach und nach immer mehr im irdischen Menschen zur Offenbarung. Der Mensch kann den Weg in die zukünftige Vergeistigung der Menschheit, den Weg des Aufwärtsschreitens gehen. Als gegenteilige Wirkung zeigt sich das Fußballspielen. Der Ätherleib verbindet sich immer fester mit dem physischen Leib, es kommt zu Verhärtungen, die sich als gesundheitliche Schäden äußern. Aber was sich auf die Dauer als viel schwerwiegender herausstellt ist die daraus resultierend Unfähigkeit des höheren Ichs, in das Wesensgliedergefüge des Menschen einzugreifen, um das niedere Ich, den aufgeplusterten Astralleib, umwandeln zu können. Der Mensch sondert sich als Folge davon immer mehr vom Gang des menschheitlichen Fortschreitens ab. Gesundheitliche Schäden, die in direktem Zusammenhang mit dem Fußballspiel gebracht werden müssen und die sogar die Schulmedizin kennt sind: Vielfältige orthopädische Schäden, Verringerung der Zeugungskraft durch Krampfadernbildung im Hodenbereich, Veranlagung zur Parkinsonschen Lähmung durch Narbenbildung im Gehirn, hervorgerufen durch die Kopfbälle. In dieser Beziehung ähnelt das Gehirn des Fußballers dem eines Boxers oder eines Tiefseetauchers. „Es ist um aus der Haut zu fahren, wenn man all die modernen Sportgeschichten wie zum Beispiel Fußball und so weiter sieht, wie sie den Menschen mechanisieren und ihm nichts von dem einfügen, was in ihm geistig ist, so sehr man sich das auch einbildet. Alles, was man da anstrebt, ist ja ein Hohn auf das Geistige, so gut es auch gemeint ist.“ Zitat von Rudolf Steiner aus „Okkultes Lesen und okkultes Hören“ GA 156, Seite 97 ff., in der Ausgabe von1987.

Parallel mit dem geistigen Niedergang der Waldorfschulen hat man sich auch dort dem Diktat der Masse gebeugt. Die „Medienstelle Anthroposophie“ schreibt unter der Überschrift „Waldorf darf Fußball. Frankfurt am Main, 24. 06. 2010. Nachdem das Bangen um den Einzug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins Achtelfinale der WM gerade noch ein gutes Ende genommen hat, stehen Deutschland weitere Tage im allgemeinen „Public Viewing“ – und Vuvuzela-Taumel bevor. Gute Nachricht: Auch Waldorfschüler können unbeschwert mitfiebern!“ Die „Medienstelle Anthroposophie“ wird allerdings von den Talkshowanthroposophen von „Info3“ betrieben, da ist Denken als geistige Leistung nicht zu erwarten. Laut diesem Artikel brüstet sich die Waldorfschule Siegen auf ihrer Website damit, die Klassen 7-13 hätten gemeinsam das Spiel Deutschland gegen Serbien angeschaut. Es ist also auch an dieser Schule das Bewußtsein, welcher Bildungsauftrag mit einer Waldorfschule verbundene ist, vollständig abhanden gekommen. Wie will man denn Kinder aus dem Geistigen heraus zu einem gesunden Leiblichen und Seelischen erziehen, wenn man sie zuvor, zwar „nur“ aus geistiger Beschränktheit, aber deswegen ist das ja doch eine Realität, dem Dämonischen ausgeliefert hat, anstatt wenigstens an der Schule einen Freiraum aufrechtzuerhalten: Vollständig abhalten von solchen Kulturdrogen wird man die Kinder heute nicht mehr können, dazu sind die Waldorfschulen selbst viel zu schwach und krank. Was sich mit dem Wort „pädagogisches Verantwortungsbewußtsein“ verbindet ist an einer solchen Schule vollkommen verloren gegangen.

Vor Jahren schon hielt ich einen Vortrag vor einem Waldorflehrerkollegium, in dem ich das zum Ausdruck brachte, was der Inhalt diese Artikels ist. Am meisten angegriffen wurde ich danach, ohne daß dieser Angriff auf einer geisteswissenschaftlichen Begründung fußen konnte, von dem Eurythmielehrer der Schule. Wenn das Darinnenstehen der Lehrer in der Geisteswissenschaft nicht mehr geleistet werden kann, setzt sich der Druck der Masse, des Mobs durch, dem man sich dann als Lehrer auch nach und nach eingliedert. Man will ja auch seinen Spaß haben am Fernsehen, am Fußballspielen, am Alkohol etc. Warum aber malträtiert er dann nicht die Kinder an einer Staatsschule mit seinem „Wissen“? In der Vergangenheit war das geisteswissenschaftliche Wissen zum Thema Fußball an den Schulen noch vorhanden oder es wurde zumindest bemerkt, daß die Schüler wesentlich schwieriger zu unterrichten waren, wenn sie in der Pause Fußball gespielt hatten, da dieses Spiel die Aggressivität födert. Es wird nicht mehr lange dauern und man kann an den Waldorfschulen auch in der Pause kiffen, weil man nicht mehr wissen wird, warum das nicht gut sein sollte. Es gibt (fast) keinen Unsinn für den sich die Waldorfschulen inzwischen nicht zu schade sind. Man braucht beileibe nicht hellsichtig zu sein, um an diesen Schulen das Dämonische, das sich dort einnistet, wo der Geist verduftet ist, wahrzunehmen.

Zusammenfassend muß gesagt werden, daß das Fußballspiel zur Verrohung und Brutalisierung des Menschen beiträgt, es untergräbt seine geistigen Fähigkeiten, das können Sie in jedem Interview mit einem Spieler wahrnehmen, kurz, es führt nicht nur beim Spieler, sondern auch beim Zuschauer zur Verblödung. Auch diejenigen die uns beherrschen wissen dies und putschen das Interesse der Bevölkerung an diesem Spiel durch die Medien wo es nur möglich ist.

Es ist auch sprechend, sich mit dem Begriff „Public Viewing“ auseinanderzusetzten. Diese Benennung wurde im Deutschen geschaffen von Menschen, die in ihrer Kultur so wenig zuhause sind, daß sie meinen, Dinge oder Ereignisse auf englisch ausdrücken zu müssen. Da sie jedoch auch in der englischen Sprache nicht richtig zuhause sind, entstehen eigenartige Doppelbenennungen. Den Begriff „Public Viewing“ gab es im amerikanischen bereits. Dort bedeutete er ursprünglich die Aufbahrung Verstorbener, damit die Öffentlichkeit von diesem Menschen Abschied nehmen konnte. Ist das ein Zufall? Wohl kaum! Auch beim „Public Viewing“ wird ein Kulturleichnam aufgebahrt, allerdings wird dort nicht in stiller Trauer, sondern fieberndem Außer-sich-Sein gedacht. Es bleibt für die Menschheit zu hoffen, daß mit dieser Pervertierung der Kultur „Public Viewing“ eine endgültige Verabschiedung eines Toten, Überlebten und deshalb vergiftend und zerstörend Wirkendem stattfindet.

Rüdiger Keuler, Juli 2010