Gewalt

„Unterricht nur noch mit Polizeieinsatz: Respektlosigkeit der Grundschüler schockierend. In einer deutschen Grundschule geht es drunter und drüber: Die Lehrer wissen sich nicht mehr zu helfen. … Weil der Lehreralltag von Gewalt, Respektlosigkeit und dem Ignorieren jeglicher Regeln geprägt sei, wußte sich die Aue-Fallstein-Schule in Osterwieck nicht mehr anders zu helfen. In einem offenen Brief an die Eltern der 153 Schüler berichteten die Lehrer von ihrem unglaublichen Alltag.“ So eine Nachricht von www.unzensiert.de vom 27. Februar 2018. Das ist kein Einzelfall. Mehr als 1000 Übergriffe gab es an Wiener Schulen im vergangenen Jahr. An den meisten Schulen wird der geordnete Ablauf des Unterrichtes immer schwieriger. Von Bildung kann man schon lange nicht mehr reden und auch der Begriff „Wissensvermittlung“ wird immer fragwürdiger. Das wird sich auch nicht mehr ändern, im Gegenteil, nicht mit dieser kranken Gesellschaft, nicht in diesem Machtsystem. Das kann sich erst ändern, wenn wir ein freies Geistesleben bekommen, ohne Bevormundung und Mißbrauch durch den Staates. Und das ist auch kein Problem, welches ausschließlich mit der Zuwanderung von zivilisationsfremden Sozialschmarotzern in Zusammenhang gebracht werden kann. Dem liegt eine ignorante Unkenntnis der menschlichen Wesenheit zugrunde, die Unfähigkeit dessen, was man gemeinhin Pädagogik nennt. Das Ganze ist das Ergebnis eines zunehmend unfruchtbarer werdenden Materialismus, der sich gesellschaftlich-kulturell längst zum Kadaver entwickelt hat. Mit welchen Ergebnissen entnehmen Sie der obigen Nachricht und das ist nur ein Beispiel, in einem allerdings wichtigen Gebiet, der Pädagogik.

Von Rudolf Steiner wissen wir, daß in der vorchristlichen Zeit die Menschen in sogenannten Mysterienstätten eingeweiht wurden. Nur auserlesene Menschen, die gewisse Voraussetzungen mitbringen mußten, wurden dort in die geistigen Geheimnisse eingeweiht. Auf Verrat dieser Geheimnisse stand die Todesstrafe. Weil ihm ein solcher vorgeworfen wurde, mußte Sokrates den Schierlingsbecher trinken. Trotz dieser Geheimhaltung, durch die man sich vor dem Mißbrauch schützen wollte, wurde aus diesen Mysterienstätten heraus die jeweilige Kultur inauguriert, befruchtet und gelenkt. Bis zum Mysterium von Golgatha verloren diese Mysterienstätten immer mehr an Einfluß, der Strom der geistigen Offenbarungen versiegte, das Kali Yuga, das finstere Zeitalter herrschte. Nach dem Mysterium von Golgatha waren von diesen Mysterienstätten nur noch unbedeutende Reste vorhanden.

Mit dem Beginn des Zeitalters des Michael, der 1879 seine Regentschaft als Zeitgeist angetreten hatte und seit dem Ende des Kali Yuga im Jahre 1899, hat sich dies grundlegend verändert. Rudolf Steiner sprach darüber, daß heute Kinder geboren werden, die schon vor der Geburt eine Einweihung erfahren haben, das heißt, die das geistige Wissen, welches die Menschen vor Tausenden von Jahren hier auf der Erde in den Mysterienstätten erfahren haben, nun schon aus dem Vorgeburtlichen in dieses irdische Leben hinein mitbringen. Und hier treffen sie auf eine Welt, die geistloser und öder nicht sein könnte. Dieses Bewußtsein ist allerdings unterbewußt in den Kindern trotzdem vorhanden und führt zu einer großen auch unterbewußten Unzufriedenheit in den Heranwachsenden. Die Pädagogik hätte die Aufgabe, die dicke Schicht Materialismus, die sich aus der Erziehung und aus der Vererbung heraus über dieses unbewußt Geistige lagert, zu beseitigen oder zumindest durchlässiger zu machen, so daß das Kind im irdischen Leben ein Echo, ein Spiegelbild oder zumindest eine Ahnung dessen finden kann, was es im Leben zwischen Tod und neuer Geburt an Geistigkeit von geistigen Wesenheiten erfahren hat. Denn mit dieser Geistigkeit hängt sein Schicksalsauftrag zusammen. Das Kind kann sonst seine Bestimmung, seinen Schicksalsfaden, sein Karma in diesem Leben nicht finden und das führt zu einer unterbewußten Verzweiflung.

Wenn wir das Kind als physisches Wesen betrachten und das tut der Materialismus, so müssen wir sagen: dieses physische Wesen kann gar nicht erzogen werden. Und wenn wir den Pädagogen als physische Wesenheit betrachten und das ist er immer mehr, wenn er nur Materialist ist, so müssen wir von diesem sagen: er kann gar nicht erziehen. Was im Kinde erzogen wird ist das Geistige, was es sich aus dem Vorgeburtlichen in dieses Leben hinein mitbringt und das, was im Erwachsenen erziehen kann, das ist dasjenige, was sich dieser an Geistigkeit so erwirbt, daß er es durch das Tor des Todes in die geistige Welt mitnehmen kann. Oder anders ausgedrückt der unterbewußte Geist des Kindes wird vom bewußten Geist des Erwachsenen erzogen.

Nicht nur der physische Leib braucht Nahrung, auch der geistige Wesenskern des Menschen, das „Ich“ braucht eine solche und so wie wir uns darüber Gedanken machen müssen, welche Nahrungsmittel gesund und welche ungesund, krankmachend sind, zum Beispiel Fast Food, so müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, welche geistige Nahrung das „Ich“ in gesunder Art ernährt und welche ihm alles andere als zuträglich ist. Alles, und dies nur als ein Beispiel, was aus einer alten, nicht mehr zeitgemäßen Geistigkeit hervorgeht, wie Buddhismus, Schamanismus, Yoga oder New Age macht das Ich des Menschen krank, es ist geistiges Fast Food. Geistig leicht verdaulich, weil der Mensch dabei der alte bleiben kann, ohne sich ändern zu müssen. In unseren früheren Inkarnationen sind wir bereits durch eine solche Geistigkeit hindurchgegangen, es ist also nichts Neues, nichts Zeitgemäßes. Das durch die moderne Wissenschaft des Geistes, der Anthroposophie, gestärkte Ich wiederum wirkt in die anderen Wesensglieder des Erwachsenen so hinein, daß von diesen eine gesunde Wirkung auf die Kinder ausgehen kann.

Der Mensch besteht nicht nur aus dem Physischen. Er hat außerdem einen Lebenskräftezusammenhang (Ätherleib). Dieser ist der Erbauer des physischen Leibes, aber auch der Träger der Gedanken, nicht der, der denkt, aber der Träger der schöpferischen Gedanken. Er hat auch eine Seele, den Astralleib, der Träger von Lust und Leid, von Emotionen, Leidenschaften, Trieben, von den Empfindungen ist, deswegen wird er auch der Empfindungsleib genannt. Er ist die Voraussetzung des Bewußtseins. Diesem Astralleib kommen aber auch organische Tätigkeiten zu, zum Beispiel der Abbau im Physischen, der die Voraussetzung des Bewußtseins ist. Und außerdem hat der Mensch ein Ich, seinen geistigen Wesenskern. Dieses Ich ist der König, der Herrscher über die anderen Wesensglieder des Menschen und wie das so ist, wenn der Herrscher seine Herrschaft durch Schwäche nicht richtig ausüben kann, so geht jeder dieser untergebenen Wesensglieder seine eigenen Wege und die Krankheit entsteht. Aber nicht nur die Krankheit des Leibes, sondern auch die Krankheit der Seele. Vier Glieder der menschlichen Wesenheit habe ich Ihnen nun genannt, den physischen Leib, den Bildekräfteleib, den Astralleib und das Ich. Nur von einem, dem physischen Leib, darf die materialistische Naturwissenschaft und dazu gehört auch die Psychologie, die nicht weniger materialistisch ist, behaupten, daß sie ihn kennt. Und nun frage ich Sie, wie kann man ein Wesen erziehen, von dem man 3/4 gar nicht kennt? Und selbst die Materie, das Physische, wird von der materialistischen Wissenschaft gar nicht erkannt, denn auch diese kann man nur richtig verstehen, wenn man weiß, daß die Materie aus dem Geist heraus entstanden ist und welcher Geist und wie in der jeweiligen Materie wirkt.

Das Wissen um die Veränderungen, die das Wesensgliedergefüge des Kindes im Laufe der Entwicklung erfährt, zeitweise von Woche zu Woche ändert sich das beim Kind, ist die Voraussetzung dafür, dieses Kind erziehen zu können, denn aus diesem Wissen müssen die pädagogischen Inhalte, die das Kind benötigt für seine gesunde Entwicklung, hervorgehen. Außerdem arbeitet das Ringen um diese Erkenntnis am Geistig-Seelischen des Pädagogen und vom Geistig-Seelischen aus entsteht dann ein geistiges Band zwischen Kind und Erwachsenen, welches die Voraussetzung für Erziehung ist. Dieses geistige Band ist die Verbindung zwischen den beiden, dem Kind und dem Pädagogen, das Medium, auf Grund dessen Wissensvermittlung zur Bildung, zur Menschengestaltung wird, auf Grund dessen das Kind für den Erwachsenen erreichbar ist. Der Spruch, welcher in der heutigen Pädagogik längst zur Phrase entartet ist „Erziehung setzt Selbsterziehung voraus“, gewinnt dadurch erst Realität, Wirklichkeit, Wirksamkeit.

Wenn dasjenige, was das Kind an Geistigkeit aus dem Vorgeburtlichen mitbringt, jedoch nicht in der richtigen, ihm angemessenen geistigen Art empfangen, entwickelt und geführt wird, schlägt das SPÄTESTENS in der Pubertät um in Vandalismus, Bandenbildung, übertrieben und verfrühte Sexualität, Auflehnung und Aggression. Zusammenfassend kann man sagen: In Gewalt. Hier wirkt der alte linke Spontispruch: Mach kaputt was dich kaputtmacht! Zerstöre eine Welt, die dir als geistig-seelischem Wesen keine Entwicklungsmöglichkeit bietet. Gewalt als fehlgeleitet, entartete Geistigkeit, als ein unterbewußter Schrei der Verzweiflung. Und das sind nicht die Schlechtesten, die sich als gewaltbereit zeigen. Das sind die, welche Begabungen, Möglichkeiten, Willen mitbringen. Die anderen passen sich an und resignieren, sie werden zum Fortschritt der Welt und der Menschheit keinen Beitrag leisten können.

Vor Jahre gab es einen Amokläufer in Emsdetten, der sich bei seinem Amoklauf an einer Schule am Ende selber erschoß. Er hatte einen Brief im Internet hinterlassen, der allerdings nach kurzer Zeit verschwunden war. Ich war damals leider nicht geistesgegenwärtig genug ihn auszudrucken. Aber ich habe das Wesentliche nicht vergessen, denn ich hätte schreien können als ich davon erfuhr. Er sprach davon, daß die Schule ihm den Krieg erklärt hätte, sie hätte ihm den Sinn des Lebens genommen. Ich dachte damals und muß auch noch heute so denken: wenn man das zerstörerische Potential in die richtigen Bahnen gelenkt hätte, wäre ein wertvolles Mitglied der menschlichen Gesellschaft daraus entstanden.

Sie sehen, der Materialist braucht keinen IS-Terroristen der ihm die Kehle durchschneidet, der bringt sich selbst um, es dauert nur etwas länger, wird aber nicht weniger blutig werden, denn die Konsequenz des Materialismus führt zum Untergang der Menschheit, unweigerlich.

Rüdiger Keuler, Februar 2018