Schalen des göttlichen Zorns

Viele Menschen, die für sich in Anspruch nehmen keine Materialisten zu sein, hegen nun einen mehr oder weniger unterbewußten Groll auf die Gottheit, die es zuläßt, daß solche Katastrophen über die Menschheit hereinbrechen und die uns so gar nicht in diesem Kampf zu Hilfe kommt. Zugegeben, die Härte und die Dauer der Prüfungen bringen uns an den Rand des Erträglichen, aber ist es tatsächlich so, daß der Menschheit keine Hilfe der Götter zuteil wird, oder ist es vielleicht nur so, daß diese Hilfe nicht so bequem ist, wie wir uns das gerne in unserer angeborenen Passivität vorstellen?

In „Die Apokalypse des Johannes“ GA 104, spricht Rudolf Steiner über die zeitliche Zuordnung der Aussagen des Johannes in der Apokalypse. Er sagt, daß mit der Zeit der Entsiegelung der sieben Siegel, die Menschheitsepoche gemeint ist, die auf die nachatlantische Zeit folgt, die Theosophen nannten diese Zeiträume die Wurzelrassen, von denen auch die Atlantis eine war. Unsere nachatlantische Zeit, ebenfalls eine Wurzelrasse, ist die Zeit der Siegel und da diese Zeit in sieben Kulturperioden, die urindische, die urpersische, die ägyptisch-chaldäische, die griechisch-lateinische, die mitteleuropäische (unsere), die slawische und die amerikanische, einzuteilen ist, wird von sieben Siegeln gesprochen. Und in dem folgenden Entwicklungszeitraum (6. Wurzelrasse) folgt dann die Entsiegelung, daß heißt, das, was die Menschen in diesen Zeiträumen der nachatlantischen Kulturperioden sich aneignen konnten, wird dann in Gestalt und Physiognomie der Menschen äußerlich sichtbar werden und das was ihnen fehlt natürlich auch. Darauf folgt der Zeitraum der siebten Wurzelrasse, welche der Apokalyptiker die sieben Posaunen nennt.

Leider oder besser gesagt Gott sein Dank, erspart uns Rudolf Steiner die häufigen und verschiedensten „Widersprüche“ in seinen Aussagen nicht. Und so nimmt er in den Vorträgen, die er für die Priester über die Apokalypse hält, „Apokalypse und Priesterwirken“ GA 346, eine ganz andere Zeiteinteilung vor, eine Stelle, wo das verhärtete Menschengehirn zur Verzweiflung getrieben wird, denn dieses liebt den festen Schematismus. Warum er dies tut begründet er in folgender Weise. „Wir leben jetzt in Bezug auf die Entwicklung der Bewußtseinsseele – nicht in Bezug auf die Entwicklung des Astralleibs und nicht in Bezug auf die Entwicklung der Menschheit im Allgemeinen, das ist mehr in meinen Vorträgen von 1908 (eben GA 104) enthalten, sondern für die Entwicklung der Bewußtseinsseele, die den anderen Entwicklungsprozessen parallel geht, die sich da wieder hineinschiebt –, wir leben jetzt im Zeitalter der Posaunenklänge.“ Ich beziehe mich wieder auf die Ausgabe vom Archiati-Verlag, Seite 80 im Band 2B, dreizehnter Vortrag in GA 346.

Er spricht also in GA 104 von größeren Zeiträumen, während sich die Ausführungen von GA 346, also die Priestervorträge, auf die wir uns hier beziehen, von Spiegelungen dieser Entwicklungsprozesse in den Zeitraum der Entwicklung der Bewußtseinsseele hinein, der 1413 approximativ beginnt und ca. 2160 Jahre dauert, handelt. Das ist der Zeitraum der uns gewissermaßen unter den Nägeln brennen muß, denn er ist der in dem wir uns befinden und in dem sich viel für die Menschheit und ihre Zukunft entscheiden muß, indem wir unsere Taten gemäß den geistigen Gesetzmäßigkeiten gestalten sollten. Und in diesen Ausführungen läßt er den Zeitraum der Posaunen mit den Kreuzzügen beginnen. „Wir kommen zurück mit den Posaunenklängen bis etwa in das Zeitalter der Kreuzzüge. Ja, an okkulten Stätten hat man auch immer diese Zeit von dem Zeitalter der Kreuzzüge bis in unsere Zeit hereinals das Zeitalter der Posaunenklänge aufgefaßt.“ Ebenda Seite 82.

In diesem Zeitalter sind wir schon weit fortgeschritten. „Mit diesem Beginn der 40er Jahre beginnt der sechste Posaunenengel zu blasen, und er wird blasen, bis diejenigen Ereignisse eintreten am Ende des 20. Jahrhunderts, von denen ich gestern gesprochen habe (dritter Sorat-Impuls im Jahre 1998), wo der siebte Posaunenengel zu blasen beginnt. Wir stehen schon im Gebiet der <Wehen> drinnen. Das ist das zweite Wehe, das wir im Gebiet der Bewußtseinsseele als zivilisierte Menschheit haben, und dem schon etwa anderthalb Jahrhunderte dasjenige voranging, was die fünfte Posaune war.“ Ebenfalls Seite 82. Wir entnehmen diesen Worten, daß wir uns in der Gegenwart im Zeitraum der musikalischen Betätigung des siebten Posaunenengels befinden und daß die Zeiträume des jeweiligen Engelwirkens ungefähr 150 Jahre dauern.

Nach den Posaunenengeln beginnen die Zeiträume der Ausgießung der Zornesschalen, des Wirkens des göttlichen Zorns. Streng genommen befinden wir uns also am Anfang des Wirkens des siebten Posaunenengels. Da sich aber im irdischen Leben die geistigen Gesetzmäßigkeiten ineinanderschieben, zum Beispiel beginnt in der Entwicklung des Kindes die auf Autorität begründete Zeit mit dem fünften Lebensjahr und die Zeit der Nachahmung reicht noch bis ins neunte Lebensjahr hinein, also es überschneiden sich die Siebenjahresrhythmen, und da im Entwicklungsgang der Menschheit Dinge vorkommen die eine Verfrühung notwendig machen können, halte ich es für gerechtfertigt über diesen göttlichen Zorn zu sprechen, um Ereignisse in der Gegenwart verständlich zu machen.

Wenn wir von den Einseitigkeiten des Luziferischen und des Ahrimanischen absehen und unser Augenmerk auf die Götter richten, die die Entwicklung der Menschheit voranbringen wollen, so finden wir die göttliche Liebe aus der heraus diese wirken. „Das Weltall besteht seiner inneren Substanz und Wesenheit nach, insofern es das All des Menschen ist, aus lauterer Liebe. Es ist nichts anderes, wir finden innerhalb des dem Menschen zugeordneten Göttlichen nichts anderes als lautere Liebe. Aber diese Liebe ist eben ein Innerliches, sie kann innerlich von Seelen erlebt werden, sie würde niemals zur äußeren Erscheinung kommen, wenn sie sich nicht einen Körper aus dem ätherischen Element des Lichtes bildete. Und wenn wir okkult die Welt richtig anschauen, so kommen wir einfach dazu, uns zu sagen: Das Grundwesen der Welt ist äußerlich als Licht erscheinende innere Liebewesenheit.

Es ist nicht eine Glaubensüberzeugung dessen, der in diese Dinge hineinschaut, sondern es ist eine ganz objektiv gewonnene Erkenntnis: Das Weltall, insofern der Mensch darin wurzelt, ist durch das Licht äußerlich zur Erscheinung gelangende, innerlich wesenhafte Liebe – wesenhaft, weil wir es zu tun haben mit all den Wesenheiten der höheren Hierarchien, die von dieser Liebe getragen werden und die diese Liebe innerlich erleben, die aber, wenn wir eine abstrakte Idee anwenden wollen, als Licht erscheint. Das innere Sein der Wesen ist Liebe und der äußere Schein der Liebe ist Licht. Seite 120.

Aber was wird aus dieser göttlichen Liebe, wenn sie durch den Materialismus verdorben wird? Kristallklares Wasser, aufgesogen von einem schmutzigen Schwamm, wird trübes, untrinkbares Wasser; im Licht erscheinende göttliche Liebe, aufgesogen im Zeitalter der Bewußtseinsentwickelung von all den Ingredienzien des Bösen, die in der Zeit der Bewußtseinsentwickelung latent oder offenbar in der Menschheit wüten, wird <göttlicher Zorn>.

Das ist das Geheimnis des nächsten Zeitalters, daß durch dasjenige, was in der Menschheit geschieht, die göttliche Liebe in der Form des göttlichen Zornes erscheinen wird – in der Form des göttlichen Zornes, der schützen wird die materiellen Gestaltungen, die infolge des materialistischen Bewußtseinszeitalters entstehen, schützen wird vor ihrem weiteren schädigenden Wirken dadurch, daß es sie untergehen läßt. Ausgehend von dem, was dem Apokalyptiker im Bild erscheint, spricht er von der Ausgießung der Zornesschalen im nächsten Zeitalter.

Das ist dasjenige, was in den Mysterien ausgesprochen wurde in einem Satz, der furchtbar erschütternd auf den angehenden Initiierten wirkte: In der Sphäre der menschlichen Illusion tritt die göttliche Liebe in der Form des göttlichen Zornes in die Erscheinung.“ Seite 122, fünfzehnter Vortrag in GA 346.

Wir verkennen also die Katastrophen und die Kataklysmen, wenn wir sie nicht als das göttliche Heilmittel betrachten. Uns Menschen wurden auch schon weniger brachiale Heilmittel der Götter angeboten: der Erste und der zweite Weltkrieg, wir haben es jedoch vorgezogen weiterzuschlafen, auch die Anthroposophen, so sehr, daß diese in ihrem Haß zum Mord aufrufen. So rief Dr. Jost Schieren, Dekan der Alanus-Hochschule, in Info3 zum Mord an Putin auf. https://info3-verlag.de/blog/killputin/

„In Wahrheit ist das, was der göttliche Zorn ausgießt über die Menschen, in Wahrheit gesehen ist das eine Offenbarung der göttlichen Liebe. Denn würde sich in diesem Zeitalter die göttliche Liebe in Schwachheit der Menschen erbarmen, so wäre es kein wirkliches Erbarmen. Es würde über alles hinwegsehen, was als notwendige Folge der menschlichen Gedanken und Taten geschehen ist. Es würde dieses das Liebloseste sein, denn dann würde die Menschheit verderben.

Einzig und allein die Ausgießung des göttlichen Zornes ist das, was die Menschheit an schädigenden Dingen bewirkt hat, des göttlichen Zornes, der aber nur die Metamorphose der göttlichen Liebe ist, das allein kann das hinwegschaffen, was sonst unsagbar schädigend auf die weitere Entwickelung der Menschheit wirken würde.“ Ebenda Seite 124. Es ist ein aus menschlicher Sicht brutales Mittel, das was wir nun durchmachen, wo Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen durch den Tod gehen müssen, aber es ist das allerletzte Heilmittel. Danach würde meines Erachtens das kommen, was Steiner in GA 118 ausspricht. „Das alles wird dazu führen, daß die Menschen wissen werden, in welche Richtung sie gehen müssen. Anstelle der abstrakten Ideale werden konkrete Ideale treten, die der fortschreitenden Entwickelung entsprechen. Gelingt das nicht, dann würde die Erde in Materialismus versinken und die Menschheit müßte von neuem anfangen, entweder – nach einer großen Katastrophe – auf der Erde selber oder auf einem nächsten Planeten. Die Erde braucht Anthroposophie! Wer das einsieht, ist Anthroposoph. Seite 91 in der Ausgabe von 1984, Betonung vom Verfasser. Diese Alternative wäre für die Menschheit mit unermesslichen Leiden und Qualen verbunden.

Im Organismus des Menschen gibt es nicht nur den Aufbau, sondern auch den Abbau und dort wo der Abbau des Organischen stattfindet, dort wirkt und verwirklicht sich der Geist. „Wir müssen uns auch Abbauprozesse in den Organismus hineindenken, die zu Absonderungen führen. Die sind Abbau, dasjenige, was die Leiblichkeit in einem fortschreitenden Zerstörungsprozeß zeigt, der aber dazu bestimmt ist, weil er Abbau ist im Physischen, das Geistige aufzunehmen, sodaß der Geist dann in den physischen Abbauprozessen leben kann. Es lebt im menschlichen Organismus das Geistige nicht in dem Aufbauprozeß. Wenn der Mensch wächst, wenn die physischen Vorgänge, der physische Prozeß im Steigen sind, wird das Geistige unterdrückt, nicht gefördert.“ Seite 156.

So wie es nun im menschlichen Organismus, im Mikrokosmos die Abbauprozesse gibt, durch die der Geist im Menschen und durch den Menschen wirken kann, so auch im Entwicklungsgang, in der Geschichte der Menschheit. Und diese Abbauprozesse sind der göttliche Zorn der korrigierend in den Verlauf der Entwicklung eingreift. „Wir erkennen innerhalb dieser drei Welten den Zusammenhang zwischen göttlicher Liebe und göttlichem Zorn, und wir bekommen innerlich die Ehrfurcht gebietende Vorstellung: Ja, was geschieht denn, indem die Zornesschalen sich ausgießen? Da denken die göttlich-geistigen Wesenheiten, wie sie unter Anregung der Untaten der schwachen Geschöpfe den fortlaufenden Weltengang gegen diese Hemmungen weiterbringen, die Hemmungen in die Vehikel des vorwärtsdringenden, geisterfüllten Geschehens umformen, so wie der Mensch in seinem Abbauwesen die Möglichkeit ergreift, nicht bloß physisch zu vegetieren, sondern im Leib geistig-seelisch vorzudringen.“ Seite 158. Wenn wir also beten „Herr komm uns zu Hilfe“, so sind es genau diese Katastrophen, dieser göttliche Zorn, den uns die Götter zukommen lassen, um die Wege der moralisch-geistig orientierungslos gewordenen Menschheit neu auszurichten, zu korrigieren. Von der eigentlichen Krankheit hat die Menschheit wenig bemerkt, aber vor dem Heilmittel, dem chirurgischen Eingriff möchten die Menschen die Hilfe der Götter haben, ohne zu erkennen, daß diese Katastrophen, der göttliche Zorn, die Hilfe sind. Wenn wir die Hilfe der Götter wollen, so müssen wir die Katastrophen bejahen, denn Gott wird in seiner Hilfe nicht auf die Schwachheit, den Egoismus, die Bequemlichkeit Rücksicht nehmen können, wenn er wirklich helfen will.

Außerdem gibt es noch einen Aspekt, den wir auch bedenken sollten, den Aspekt der ichlosen Menschen. „Und wir werden die Etappen desjenigen, was in der Apokalypse geschildert ist, auch darin finden, wir werden finden, wie unter dem Hereinbrechen des Materialismus, als der Kopernikanismus heranrückt, ein Drittel der Menschen <getötet> wird, das heißt aufhört, volle Geistigkeit zu entwickeln. Und furchtbar erschütternd ist die in der Apokalypse geschilderte Heuschreckenplage.Seite 82. „ … aber im Ganzen ist es schon darin richtig, daß in unserer Zeit eine Art überzähliger Menschen erscheinen, die ichlos sind, die keine Menschen in Wirklichkeit sind. Das ist eine furchtbare Wahrheit. Sie gehen herum, sind keine Inkarnation eines Ich, werden hereingestellt in die physische Vererbung, bekommen Ätherleib und Astralleib, werden in gewissem Sinne innerlich mit ahrimanischem Bewußtsein ausstaffiert, machen den Eindruck von Menschen, wenn man nicht genau hinsieht. Aber sie sind nicht im vollen Sinne des Wortes Menschen.“ Seite 83, wieder in der Archiati-Ausgabe.

Ich habe über dieses Ereignis schon früher geschrieben. Nachdem das kopernikanische Weltsystem, welches den Kosmos nur noch mechanisch erklärt und das Geistige verneint, das ptolemäische abgelöst hatte, war es vielen Menschen nicht mehr möglich Geistiges aus dem Erdenleben mit in die nachtodliche, geistige Welt mitzunehmen. Damit war ihnen jedoch auch der Zugang zur Geisteswelt, zum Devachan versperrt und sie mußte sich, ohne ihn „betreten“ zu haben, wieder inkarnieren. Aus diesem Devachan wird jedoch die geistige Substanz, das Ich des zukünftigen Lebens entnommen. Und wer diesen Bereich nicht durchlebt hat, nimmt kein Ich mit in die nächste Inkarnation. Wir Menschen dürfen an diesen ichlosen Menschen nicht teilnahmslos vorübergehen, wir müssen trachten, daß sie wieder den Anschluß finden an das Geistige und damit an den Entwicklungsgang der Menschheit. Aber sehen die Schöpfermächte das auch so? Ist nicht durch ein Übermaß an ichlosen Menschen die heutige Situation mit verschuldet worden? Sind nicht viel zu viele Menschen da, die entwicklungsresistent sind? Braucht die Menschheit nicht einen Befreiungsschlag von diesen Menschen, um im Zusammenhang mit dem Schock, den die zukünftigen Ereignisse auslösen werden, zum Geistigen zurückzufinden? Müssen wir nicht davon ausgehen, daß sich die Zahl der ichlosen Menschen, damals ein Drittel, in den letzten hundert Jahren noch gesteigert hat? Sind es nicht gerade diese Wesen, die die heutige Machteliten bilden?

Der materialistisch Denkende, der nur dem Physisch-Sinnlichen vertraut, braucht einen anderen Menschen, der ihm sagt was er zu tun hat. Einen Menschen, den er für mächtiger oder wissender hält. Er entnimmt seine Ideen nach denen er handelt, also der sichtbaren Welt. Auf diese Art entsteht der Autoritätsglaube. Diese Art des Denkens, das Denken das an den Astralleib gebunden ist, ist keine geistige. Das wirkliche Denken sind Gedanken die am geistigen Anteil haben und die uns erst befähigen die Ich-Kraft zu entwickeln, uns gegen den Strom der Herde, dem Gruppen-Ich zu stellen. Und alle die Menschen die sich impfen ließen, haben im Denken, als geistige Betätigung versagt, sie sind im Materialismus verkümmert, haben sich vom Strom der Masse mittragen lassen.

Aber Ursache des Schicksals ist der Mensch selbst und nur er kann es ändern. Es ist zu hoffen, daß viele Menschen die nun durch den Tod durch den sie gehen, den Anschluß an den Geist wieder finden und daß sie wie der Phönix aus der Asche durch diesen Tod wieder auferstehen können. Rüdiger Keuler. März 2022