Skylla und Charybdis

Skylla und Charybdis waren in der griechischen Mythologie zwei Felsen, zwischen denen die Schiffe es schwer hatten einen Weg zu finden ohne daran zu zerschellen bzw. vom Ungeheuer welches auf der Skylla wohnte gefressen zu werden.

Heute ist es für jeden Menschen schwierig seinen seelisch-geistigen Weg zu finden, ohne sein Lebensschiff zerschellen zu lassen, ohne daß seine Seele ein Fraß der Dämonen wird. Und dieser Weg ist nicht zu finden ohne das Wissen vom Geiste, denn diese Klippen sind in der Gegenwart für jeden Menschen vorhanden und wenn er sie nicht kennt kann er nur Schiffbruch und Untergang erleiden. Das bedingt von vornherein, daß ein Materialist Schiffbruch erleiden muß.

Hinter der äußeren Natur, die unserer sinnlichen Wahrnehmung gegeben ist, verbirgt sich eine geistige Welt. Wenn nun der Mensch durch den Vorhang der sinnlichen Welt durchdringt, so begegnet er dort den ahrimanischen Wesen und wenn er darauf nicht in der richtigen Art vorbereitet ist, so bringt diese Begegnung große Gefahren mit sich. „Wenn derjenige, der die Schwelle der geistigen Welt überschreitet, herantritt an diese Wesen – mag es ihm vorkommen, wie wenn er in die Hölle käme oder wie immer er es sich vorstellen will, darauf kommt es aber nicht an; es handelt sich darum, daß man dieses Erlebnis in der richtigen Weise beurteilt –, da muß einem solchen Menschen vor allem auffallen die hohe, die außerordentliche Intelligenz solcher Wesen. Sie sind außerordentlich gescheit, weise. Darin äußert sich ihre Seelenkraft. Aber diese Seelenkräfte, diese höheren Kräfte dieser Wesen sind alle verwandt mit den Kräften der niederen Natur des Menschen. Was die sinnlichen Triebe des Menschen sind, das sind bei diesen Wesen diejenigen Kräfte, welche einem besonders imponieren. Es besteht also eine Verwandtschaft zwischen den niedersten Kräften des Menschen und den höchsten dieser geistigen Wesen. Daher suchen sie sich zu identifizieren mit den niederen Kräften des Menschen. Wenn man in diese Welt eintritt, so stacheln sie Zerstörungs- und Haßinstinkte oder sonstige Instinkt auf, deshalb, weil solche Geister dasjenige, was das Niederste im Menschen ist, zu ihrem Höheren hinaufziehen, und mit Höheren durch das menschliche Niedere wirken. Man kann nicht gut einen Bund mit diesen Wesen schließen, ohne seine Natur zu erniedrigen, ohne gewisse sinnliche Triebe besonders stark auszubilden.“ Diese Aussage von Rudolf Steiner findet sich in dem Band „Die okkulte Bewegung im neunzehnten Jahrhundert und ihre Beziehung zur Weltkultur“ GA 254, auf Seite 160 in der Ausgabe von 1986. Es sollte überflüssig sein zu betonen, daß mit einem solchen Bund die weitere menschliche Entwicklung sich in großer Gefahr befindet.

Auf der anderen Seite befindet sich auch im menschlichen Inneren eine solche Grenze zum Geistigen. Hinter unserem Seelenleben, hinter unserem Denken, Fühlen und Wollen befindet sich auch eine geistige Welt. Wer diese Welt betritt begegnet dort luziferischen Geistern und ohne die richtige Vorbereitung ist er diesen ebenso hilflos ausgeliefert. „Aber er kommt in die Region dieser Willenswesen hinein, und die Folge davon ist, daß wirklich nun gerade die ideale Seite des Wollens anfängt, einen sinnlichen Charakter anzunehmen. Und nun, bitte, lesen Sie mit diesen Geleitworten viele Beschreibungen von Mystikern und Mystikerinnen. Beachten Sie, wenn Sie Biographien von Mystikern und Mystikerinnen lesen, in welche schwüle Atmosphäre Sie da hineinkommen. Denken Sie nur, wie da die höchsten Ideale einen sinnlichen Charakter annehmen. Ich erinnere Sie nur an das starke Erleben von Mystikern und Mystikerinnen mit ihrer Seelenbraut oder ihrem Seelenbräutigam, wo die mystische Vereinigung bei der Mystikerin wie eine sinnliche Vereinigung mit dem Heiland ist, oder bei dem Mystiker wie eine reale Verbindung mit der Seelenbraut, mit der Jungfrau Maria.

Es ist das Bestreben dieser Willenswesen, in unser Denken, in unsere Ideale hineinzugießen, was wir sonst nur als Sinnlichkeit kennen.“ Ebenda Seite 166. Und eben diese beiden Grenzen, die Seelengrenze und die Naturgrenze bezeichnet Rudolf Steiner als Skylla und Charybdis. „Es ist wirklich ein Skylla und Charybdis. Wollen wir durch den Vorhang der Natur durch, wir kommen an die Skylla, an die ahrimanischen Intelligenzwesen, die uns reichlich ausstatten wollen mit zerstörenden Intelligenzkräften. Wollen wir durch den Schleier der Seelenwesen hindurch, wir kommen an die Charybdis der Willenswesen luziferischer Art, die uns reichlich ausstatten wollen mit spirituellem Dunst, spiritueller Schwüle und spirituellen Instinkten.“ Seite 167. „Sie sehen, mit einer Zweiheit haben wir es zu tun: mit dem objektiven Okkultismus, der, wenn er einfach den Menschen ausgeliefert wird, die nicht dazu vorbereitet sind, die Menschen zu zerstörerischen Wesen macht; und mit der subjektiven Mystik, die, wenn sie von den Menschen gepflegt wird, oder aufkommt, diese Menschen aus Idealisten zu Egoisten macht, zu Egoisten, wie sie uns entgegentreten in zahlreichen Mystikern, die nur einen raffinierteren Egoismus, eine raffiniertere Sucht, ihre Seele zu pflegen, entwickelten.“ Seite 168.  Hermann Keimeyer und Judith von Halle sind zwei „anthroposophische“ Beispiele solcher Mystiker.

Nun wurde die Seite, wo wir zu den ahrimanischen Wesen durchbrechen, durch die Naturwissenschaft verbarrikadiert, die Seite, wo wir zu den luziferischen Wesen durchbrechen, durch die Religion, die uns bis heute einredet, das was wir als unser Denken, Fühlen und Wollen im Leben zwischen Geburt und Tod wahrnehmen, wäre schon unser höheres Geistige, unsere Unsterblichkeit und also auf diese Art den Zugang zum Geiste verwehrt.

In der Vergangenheit geschah der Schutz der Menschen, die sich in okkulten Orden zusammenfanden, um in geistige Geheimnisse eingeweiht zu werden, dadurch, daß ihnen nur okkulte Symbole ausgeliefert wurden, die sie unter vielen Anstrengungen und ohne Hilfe selbst entziffern mußten. Dadurch verbrauchten sie ihre Intelligenzkräfte, so daß für die ahrimanischen Geister nichts mehr übrigblieb. In den religiösen Orden wurde der Schutz vor den luziferischen Geistern durch Demut und manueller Arbeit erreicht.

Nun, so können wir doch dankbar sein, daß wir durch Naturwissenschaft und Religion geschützt sind, könnte man denken. Die ganze Zeit, während man diese Ausführungen Rudolf Steiners liest, beschleicht einen jedoch leise der Gedanke: sind diese Grenzen in der Gegenwart noch vorhanden, sind sie noch stabil in ihrer Wirksamkeit? Müssen wir nicht in der Gegenwart entmenschte Intelligenzkräfte gepaart mit einem unheimlichen Haß und Zerstörungswut erleben gerade in Deutschland, wo aus diesen Kräften heraus sich ein Völkermord vollzieht? Sehen wir nicht auf der anderen Seite wie die Ideale versinnlicht, versumpft werden, gepaart mit einem großen Egoismus? Wie stark wird heute der Begriff der Liebe mit Sex in Zusammenhang gebracht? Wer zum Beispiel Rudolf Steiners Autobiographie „Mein Lebensgang“ liest wundert sich, daß Rudolf Steiner nicht der Vorwurf der Homosexualität gemacht wird, da er darin immer wieder davon spricht, wie lieb er einen Freund hatte, damals hatte dieser Begriff noch eine andere reinere Bedeutung. Nicht umsonst finden wir gerade im Dunstfeld von Yoga so viele sexuelle Ausschweifungen und so viel Egoismus. Alles was an abgelebter, nicht mehr zeitgemäßer östlicher Geistigkeit nach Europa schwappt, müssen wir dabei dem Bereich der Mystik zuordnen. Und welche Zerstörung wurde durch die Geistigkeit der westlichen Logen entfacht, die zu einem großen Teil im schwarzmagischen Bereich wirksam sind und mit satanischen Ritualen arbeiten. Das klassische Beispiel für die Art der schwarzen Magie, die aus der Mystik hervorgeht, ist der Jesuitismus. Jesus als General, an der Spitze seiner Heerscharen, hohe geistige Ideale ins Sinnliche heruntergedrückt. Können wir also noch davon ausgehen, daß es diese Grenzen gibt?

Nein, können wir nicht! „Nun haben wir eine gewisse Zeit hinter uns, in der die Menschen davor geschützt waren, nach der einen oder der anderen Seite zu stark vorzustoßen. Aber wir leben jetzt wieder in einer Übergangszeit, wo es gar nicht anders sein kann, als daß die Menschenseelen nach der einen oder anderen Seite vorstoßen. Es geht gar nicht anders, als daß solch ein Vorstoß nach der einen oder anderen Seite geschieht. Das läßt sich nicht anders machen: das muß geschehen.“ Seite 174. Der Schutz der Vergangenheit ging also verloren, das gilt umso mehr, als daß seither, seit diesen Worten immerhin 103 Jahre vergangen sind. Wie können wir uns nun selbst schützen davor, durch Unwissenheit eine Beute der ahrimanischen und luziferischen Mächte zu werden? Bestimmt nicht durch die heute gewöhnliche Lethargie und Bequemlichkeit dem Geistigen gegenüber. „Nun sind wir aber einmal in einer Zeit, in der es nicht anders möglich ist, als daß sich uns gewisse Wesen enthüllen, sowohl von der Seite hinter dem Schleier der Natur als auch von der Seite hinter dem Schleier der Seelenwelt. Es müssen sich die Dinge enthüllen, denn gerade wenn sich uns die Dinge nicht enthüllen, so wird das für die weitere Entwicklung der Menschen gefährlich. Gerade wenn Ahriman und Luzifer nicht in ihrem Zusammenhang mit der menschlichen Entwickelung bemerkt werden, so wird das eine gefährliche Sache für die Menschen werden. Dann nämlich, wenn sie nicht bemerkt werden, können sie am besten wirtschaften.“ Seite 178.

Fragen wir uns, wie wir uns vor Ahriman schützen können, so finden wir diese Antwort bei Rudolf Steiner: „Die Menschen müssen sich bestreben, gegen die Zukunft hin ihren Verstand individuell, richtig individuell handhaben zu lernen, ihren Verstand nicht unbewacht zu lassen; ja, ja niemals ihren Verstand unbewacht zu lassen. Das ist sehr notwendig, und es ist gut, wenn man weiß, in wie schönen, starken, vollen Worten Ahriman an die Menschen herantritt und versucht, wenn es auch der Mensch sich nicht gefallen lassen will, aber wie doch Ahriman versucht, den Menschen den Verstand – verzeihen Sie den Ausdruck – wie die Würmer aus der Nase herauszuziehen.“ Seite 176. Der Verstand der uns heute beherrscht ist der ahrimanische, der „objektiv“ geworden, sich vom Menschen abgesondert hat, „Mainstream“ geworden ist und dem der individuelle, den der Mensch sich erobern, erringen muß, den er als kosmische Intelligenz an den Michael zurückgibt, entgegen steht. Das Zitat fährt fort: „Immer mehr werden die Menschen es nötig haben, auf solche Momente zu achten. Denn gerade solche Momente benutzt Ahriman zu seinem Handwerk, wo der Mensch bei vollem Tagwachen in eine Art von Schwindelzustand kommt, in eine Art von bewußtem Dämmerzustand, wo er sich nicht recht heimisch fühlt in der physischen Welt, wo er beginnt, sich dem Zirkeltanz des Universums zu überlassen, wo er nicht mehr gehörig als Individualität auf seinen Beinen und Füßen stehen will. Das sind die Momente, wo man sich hüten muß, denn da bekommt Ahriman leicht Oberwasser in unserer Umgebung.

Wir schützen uns am besten dadurch, wenn wir uns immer mehr und mehr bestreben, ein klares und genaues Denken zu entfalten, so genau wie möglich zu denken, nicht einfach so hinzuhuschen im Denken über die Dinge, wie das heute gerade gesellschaftlicher Usus ist. Nicht hinwegspringen über die Dinge, sondern klar denken. Man sollte sogar noch weiter gehen: Man sollte versuchen, sich immer mehr und mehr zu hüten, gangbare Redensarten und Worte zu gebrauchen. Denn in dem Augenblick, wo man gangbare Worte gebraucht, die man nicht aus dem Gedanken, sondern aus der Sprachgewohnheit heraus hat, wird man, wenn auch nur für einen kurzen Moment, gedankenlos. Und das sind ganz besonders gefährliche Momente, weil man nicht darauf achtet. Man sollte darauf achten, daß man es vermeidet, solche Worte, bei denen man nicht genügend nachdenkt, zu gebrauchen.“ Seite 176. Was das klare und genaue Denken betrifft, so ist nichts so sehr in Unordnung bei den Menschen wie gerade dieses und sie wissen es nicht. Auch nicht bei den Anthroposophen, die scheitern in der Regel beim Denken am Persönlichen, welches sich wie ein Nebel in ihrer Gedankenwelt ausbreitet. Für die anderen Menschen in Mitteleuropa gilt, ihnen wird im Kindergarten und in der Grundschule schon die Möglichkeit zu einem freien und selbständigen Denken zu finden ausgetrieben. In der Realschule oder im Gymnasium werden sie mit abstrakten Begriffsmustern programmiert, um hinfort dieses programmierte und automatisierte Begriffegebrauchen für Denken zu halten und da sie kein anderes kennen, verwechseln sie das mit eigenständigem Denken. Und was die gangbaren Worte und Redensarten betrifft, ein gut Teil des gesellschaftlichen Umgangs besteht aus diesen: „Schönen Tag noch“, „schönes Wochenenden“, „alles klar“, „man sieht sich“. Wie gedankenlos diese Art der Kommunikation verläuft, können Sie schon am Gebrauch erkennen. „Tag“ statt „Guten Tag“, denn daß es Tag ist und nicht Nacht weiß jeder selber, genauso „Morgen“ oder „Abend“ oder „Hallo“ was nichts anderes heißt als, ich habe dich zur Kenntnis genommen, statt „Grüß Gott“. Wo man früher dem anderen Menschen etwas wünschte, nicht er soll Gott grüßen zum Beispiel, sondern ich grüße dich im Namen Gottes, was die Bedeutung von Grüß Gott ist, gebraucht man heute standardisierte Floskeln, Phrasen, die dahergeredet werden ohne etwas zu bedeuten. Da passiert es einem immer wieder als über Sechzigjährigem, daß man von viel jüngeren mit „junger Mann“ angesprochen wird.

Auch die Frage muß hier noch aufgeworfen werden, welchen Dämmerzustand erzeugen die elektronischen Medien? Schauen sie sich an, wie besoffen die jungen Menschen mit ihren Smartphones, ihrem elektronischen Taschenaltar, durch die Landschaft wanken, wie wenig Bewußtsein für die Umgebung dabei vorhanden ist. Welche Wirkung hat der Alkohol auf diesen Schwindelzustand, welchen andere Drogen. Schon jede Art von Glutamat, Geschmacksverstärker, wirkt wie ein Rauschgift, nur daß es nicht zur Euphorie der Droge kommt, sondern daß dem Gehirn ein weiteres Bedürfnis nach Nahrung aufgezwungen wird. Auch das geht am wachen, beherrschten Bewußtsein vorbei und so kommen auch die zunehmend adipösen Körpergestaltungen, Figuren kann man schon gar nicht mehr sagen, zustande.

Aber betrachten wir noch die andere Seite, die luziferische. „Aber auch Luzifer hat das Bestreben, den Menschen durch seinen Willen dahin zu bringen, daß er nicht aus durchdachten, durchgeistigten Impulsen heraus handelt, sondern aus Impulsen, die dem bloßen Temperament, den bloßen Neigungen entspringen. Da wieder greift Luzifer ein und macht uns zu seiner Beute. Und er wird seine Beute am besten finden, wenn möglichst viele Menschen Neigungs-,Temperamentsimpulse entwickeln, die in den dunklen Untergründen des Seelenlebens wirbeln und wurzeln, die nicht in der individuellen Sphäre sind. Wenn wir Temperamentsimpulse und andere dunkle Neigungen in uns gegenwärtig sein lassen, die uns in Zusammenhang bringen mit Menschengruppen, die also sich dadurch charakterisieren, daß man sich als Angehöriger einer Menschengruppe fühlt, dann kommt man gleich in den Wirbel hinein, in dem einem das individuelle Willensurteil entrissen wird. Und das darf einem nicht entrissen werden, sonst bekommt Luzifer eine zu große Macht über uns.“ Seite 177. Auch hier müssen noch einmal die Medien erwähnt werden, die durch Suggestion und Manipulation Meinungen von Massen, von Gruppen erzeugen, die zu Urteilen führen die alles andere als individuell sind. Was glauben Sie, was in dieser Beziehung jetzt wieder zur Fußball WM 2018 stattfinden wird und was man alles in die Wege leiten kann, während sich die Massen ihrem Taumel hingeben?

Sie sehen es gibt gar keine Möglichkeit sich wegzuducken, wir stehen in diesem Kampf der heute tobt mitten darinnen und wenn wir meinen in Deckung gehen zu können, so ist das nur eine Illusion die dadurch entsteht, daß nicht alle Konsequenzen unserer Handlungen und unseres Denken sofort sichtbar werden.

Nun stehen die Menschen, die sich der Anthroposophie zuwenden auch diesen beiden Klippen der Skylla und der Charybdis gegenüber, durch die der Mensch nun sein Schiff der geistigen Erkenntnis, des Seelenlebens steuern muß. Inwieweit sind nun auch die Anthroposophen diesen Gefahren ausgesetzt? „Die Menschen haben gegenwärtig dasjenige Maß von Intellekt, durch das alles, was gegeben wird, wirklich erkannt werden kann. Die ganze Geisteswissenschaft, wie sie gegeben ist, kann verstanden werden mit dem Maße von Intellekt, der gegenwärtig unter den Menschen ist. Gefunden kann sie damit nicht werden, aber verstanden werden kann sie. Und wie oft wird an diesen Intellekt appelliert, meine lieben Freunde. Er ist da, dieser Intellekt, er kann aufgebracht werden; und wer das nicht zugeben will, der irrt. Wenn dasjenige, was in der Geisteswissenschaft gegeben ist, so verarbeitet wird, daß der Intellekt auch angewendet wird, dann wird er in der richtigen Weise angewendet. Dann ist es ganz unmöglich, in einer unrechtmäßigen Weise in das ahrimanische Gebiet hineinzukommen. Man kann durch die Geisteswissenschaft, wie sie gegeben wird, nicht auf eine unrechtmäßige Weise in das ahrimanische Gebiet hineinkommen. Denn, es sind zwei Fälle möglich. Entweder die Menschen strengen sich an, sie zu verstehen, dann verwenden sie den Intellekt, der mißbraucht werden kann von den ahrimanischen Geistern, auf das Verständnis der Geisteswissenschaft, und dann kann er ihnen nicht entrissen werden. Ahriman kann machen, was er will: den Verstand, den die Menschen in der Gegenwart oder Zukunft anwenden auf das Studium der Geisteswissenschaft, den kriegt er nicht. Dessen können sie sicher sein. Oder wenn die Menschen nicht darauf ausgehen, die Geisteswissenschaft zu verstehen, dann verwenden sie keinen Intellekt darauf, dann ist aber die Geisteswissenschaft nicht schuld an irgend etwas. Dann kann nur die Trägheit gegenüber der Geisteswissenschaft schuld sein.“ Seite 185. Mit anderen Worten, der Geisteswissenschaft wird man nicht die Schuld für den Blödsinn, der zum Beispiel in Info3 verblubbert wird, in die Schuhe schieben können, den muß man schon in der Dummheit und dem Egoismus von Heisterbach & Co suchen müssen.

Und auf der luziferischen Seite? „ Auf der anderen Seite muß auch die Klippe der falschen Mystik vermieden werden. Das kann dadurch geschehen, daß vermieden wird dieses, ich möchte sagen Zusammenkauern in das bloße menschliche Innere. Dieses fortwährende nur in seiner eigenen Seele leben und spinnen, dieses fortwährende in der eigenen Seele spintisieren, muß überwunden werden. Die eigene Seele muß aus sich herausgehen und auf die tieferen Zusammenhänge im äußeren Leben liebevoll hinschauen.“ Seite 187. Das ist wiederum die große Gefahr für die Anthroposophen. Die Woche über lebt man seine Geschäfte und am Mittwoch geht man in den Zweig und spintisiert und wenn dann jemand Rudolf Steiners Aussagen mit dem Leben außerhalb des Zweiges in Verbindung bringt, so ist man empört über den, der das hohe Geistige im Schmutz des Irdischen verunreinigt und so bleibt man eben ein Kathosoph mit Schimmel an der Seele, aber der Nase über den Wolken. „Alles das, was wir tun, um die geheimen Zusammenhänge des Menschenlebens außer uns zu deuten, das bewahrt uns vor falscher Mystik.“ Seite 188.

Und was soll die Anthroposophie denn für einen Sinn haben, wenn wir sie nicht mutig und wach ins Leben hinaustragen? Da ist es anders wie beim Wein, der im Dunklen gelagert reift. Die Geisteswissenschaft verjüngt und erneuert sich und mit ihr der Mensch, an der Begegnung mit dem Leben.

In der Zeitschrift „Symptomatologische Illustrationen“ Nr. 123 vom Juni/Juli 2018 stehen Ausführungen von Irene Diet. Ursprünglich erschienen diese unter dem Titel „Meditation und Anthroposophie Rudolf Steiners: Wo ist der Zusammenhang?“ auf der Seite www.ignisverlag.com. In diesem Artikel setzt sie sich mit einer seit einiger Zeit auftretenden Strömung innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft auseinander. Diese Ausführungen sind ungemein wichtig und man muß Frau Diet tief dankbar sein, daß sie sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Es geht um die Strömung die sich unter dem Begriff „Anthroposophische Meditation“ zusammengefunden hat. Ich greife hier dieses Thema auf, weil es als Wahrnehmung zu den Gedanken gehört, die ich oben versuchte zu entwickeln, es ist ein zu den Ausführungen passendes Beispiel.

Kurz charakterisiert finden sich die Menschen in dieser Strömung zusammen, denen der anthroposophische Erkenntnisweg zu anstrengend ist, die zu bequem und zu egoistisch dafür sind. Sie wollen mit ihrem alten, abstrakten, naturwissenschaftlich geprägten Denken übersinnliche Erfahrungen machen, ohne den, zugegebenermaßen anstrengenden Weg über das Denken zu gehen. Sie haben erkannt, daß die anthroposophischen Gedanken abstrakt bleiben, wenn man sich diesen mit dem alten Denken nähert, dann ist es nichts weiter als eine neue Terminologie die benutz wird. Was sie jedoch nicht erkennen wollen ist die Entwicklung des Denkens, welches durch die anthroposophischen Begriffe hervorgerufen werden muß. Sie haben den Weg der Anthroposophie zum Geiste völlig verkannt. Dieser besteht darin das Denken so weit zu entwickeln, daß sich in ihm der Geist offenbaren kann. „Es könnte sich nur fragen: darf aus dem Gesichtspunkte, der sich bloß aus dem intuitiv erlebten Denken ergibt, berechtigt erwartet werden, daß der Mensch außer dem Sinnlichen auch Geistiges wahrnehmen könne? Dies darf erwartet werden. Denn, wenn auch einerseits das intuitiv erlebte Denken ein im Menschgeiste sich vollziehender tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung. Es ist eine Wahrnehmung, in der der Wahrnehmende selbst tätig ist, und es ist eine Selbstbetätigung, die zugleich wahrgenommen wird. Im intuitiv erlebten Denken ist der Mensch in eine geistige Welt auch als Wahrnehmender versetzt. Was ihm innerhalb dieser Welt als Wahrnehmung so entgegentritt wie die geistige Welt seines eigenen Denkens, das erkennt der Mensch als geistige Wahrnehmungswelt. Zu dem Denken hätte diese Wahrnehmungswelt dasselbe Verhältnis wie nach der Sinnenseite hin die sinnliche Wahrnehmungswelt. Die geistige Wahrnehmungswelt kann dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt.“ Das Zitat von Steiner stammt aus der „Philosophie der Freiheit“ GA 4 Seite 256, in der Ausgabe von 1978.Gemäß meinen obigen Ausführungen gibt es keinen gefahrlosen Weg der in die geistige Welt hineinführt, der nicht vom Denken ausgeht und sich auf dieses stützt. Dem obigen Zitat von Rudolf Steiner können Sie entnehmen, wie durch das Denken das Geistige zum Erlebnis wird. Dazu muß aber dieses Denken verlebendigt werden.

Diese Strömung ist innerhalb der „Anthroposophen“ nicht neu, sie äußert sich nun eben durch diese „Anthroposophische Meditation“ in neuer Form. Schon immer suchte man nach der Möglichkeit, im Materialismus stehen bleiben zu können und trotzdem zu geistigen Erlebnis zu kommen. Seinen Ursprung hat das in der Bequemlichkeit der Menschen. Schon vor fast 20 Jahren hatte meine Frau ein Gespräch mit der damaligen Eurythmistin der Kölner Waldorfschule. Es ging darum, daß der Eurythmiesaal für Yoga benutzt wurde. Auf die Einwendungen meine Frau sagte die Lehrerin, sie selbst hoffe im Yoga das zu finden, was sie in der Anthroposophie nicht findet, diese wären ja nur Begriffe. Was für eine Unwahrhaftigkeit, den Kindern den Geist in der Bewegung lehren zu wollen und zu faul sein ihn auch in der bewußten Gedankenwelt sich zu erarbeiten. Dementsprechend waren auch die Problem die diese Lehrerin mit den Kindern hatte, ihre „Autorität“ provozierte die Kinder, die aufsässig werden mußten.

Nach beiden Seiten liefern sich diese Menschen der Welt der Dämonen aus. Nach der Seite der Skylla, den ahrimanischen Dämonen, indem die intellektuellen Kräfte durch die Verneinung des Denkens nicht in der Anstrengung gebunden werden und auf der Seite der Charybdis, den luziferischen Dämonen, indem man sich mit seiner geistigen Erkenntnis nicht dem Zeitgeschehen stellt, sondern im eigenen mystischen Saft schmort. Die von Anna-Katharina Dehmelt herrührenden Ausführungen über die Meditationsinhalte die benutzt werden, belegen eindeutig, daß es sich nur um eine raffiniertere Form des Materialismus handelt. Hierzu äußerte sich Rudolf Steiner, auf den sich diese „Anthroposophen“ immer wieder beziehen, den sie aber, wie Frau Diet nachweist, nicht anders als wie man ein Kochbuch liest gelesen haben können folgendermaßen. „Das sollte Ihnen eine Vorstellung geben, wie auf unverhältnismäßige Weise heute der überspannte Materialismus, der Materialismus, der übermaterialistisch ist, die Grenzen zu jener Welt überschreiten will, welche heute nur überschritten werden sollen dadurch, daß man die Seele in die Stimmung bringt, die übersinnliche Begriffe geben können. Das Richtige ist heute: Niemals das Unverstandene hinnehmen, was in vielen okkulten Gesellschaften heute gegeben wird – und ungeheuer viel wird heute unverstanden gegeben und hingenommen. Das Richtige ist: dasjenige, was in solchen Gesellschaften gegeben wird, höchstens wie eine Unterschätzung des gesprochenen Wortes, das heißt des durch den Begriff aufgenommenen Wortes zu nehmen.“ Aus „Zeitgeschichtliche Betrachtungen – Das Karma der Unwahrhaftigkeit“ GA 174, Seite 198 in der Ausgabe von 1983.

Was die Menschen um Anna-Katharina Dehmelt, Michael Schmock, Sebastian Gronbach, Jelle van der Meulen und andere die sich der Strömung der „Anthroposophischen Meditation“ angeschlossen haben „auszeichnet“, ist ihre innere Unwahrhaftigkeit, die ihre Ursachen im Egoismus dieser „Geistesforscher“ haben. Wie marode und anrüchig diese Strömung mit ihrem Hang zur östlichen unzeitgemäßen Spiritualität ist, kann man am besten an Sebastian Gronbach studieren. Er nennt sich einen Guru und hat einen eigenen Ashram in der Nähe von Bonn. Er nennt sich auch Tantralehrer. Tantra ist eine Verbindung zwischen Meditation und Sex. Auch hier wieder die Versinnlichung eines hohen Ideals der Liebe in Sex. Wenn man in Videos auf youtube sieht, daß auch Kinder an deren Veranstaltungen teilnehmen, wird einem übel. Seine Amalgamierung von indischer Geistlosigkeit mit Sex und Meditation, dekoriert mit Steinerzitaten, nennt er neue Anthroposophie. Was für eine Überheblichkeit.

Mit der Erlaubnis von Irene Diet, der wir unseren Dank aussprechen, drucken wir nachfolgend ihren Artikel aus den „Symptomatologische Illustrationen“ ab. Aus den Ausführungen von Frau Diet und meinem Artikel wird ersichtlich, daß, trotzdem Rudolf Steiner von den Menschen die sich der Strömung der „Anthroposophischen Meditation“ angeschlossen haben in Anspruch genommen und häufig zitiert wird, von Anthroposophie nicht die Rede sein kann und daß man wiedereinmal durch diese Menschen bestätigt bekommt, was Rudolf Steiner 1915 so aussprach: Nicht von außen drohe seinem Werke Gefahr. „Die Feinde kommen von innen, aus der Mitgliederschaft selbst.“ Lebenserinnerungen von Adelheid Petersen

Frau Dehmelt und Konsorten möchte man zurufen: Anthroposophie light gibt es nicht, wer diese sucht fällt in den Abgrund. Und man möchte davor warnen, daß auf diesem Weg überall die Psychopathologie lauert.

Rüdiger Keuler, Juni 2018