Der folgende Aufsatz ist eine schriftliche Wiedergabe eines Vortrages. den ich am 29.12.2022 hielt.

Hirten und Könige

Liebe Zuhörer, es wären zu einem anderen Termin vielleicht etwas mehr Zuhörer erschienen, es war mir jedoch wichtig, daß er in der Zeit der heiligen Nächte stattfindet, da in dieser Zeit die geistige Welt am meisten den Intentionen der Menschen zugeneigt ist.

„Hirten und Könige“ lautet das heutige Thema über das ich sprechen will, also ein Weihnachtsvortrag soll es werden und es ist eigentlich schade, daß er nicht vor Weihnachten gehalten wurde, denn Sie werden das Weihnachtsfest nach diesem Vortrag mit anderen Augen sehen.

Ich möchte mit einem Zitat von Rudolf Steiner beginnen. „Wir können heute nicht unsere Aufgabe erfüllen, wenn wir nicht den guten Willen entwickeln, uns in die ganze Menschheitsentwickelung, wenigstens mit unserem Bewußtsein, hineinzustellen.“ GA 193, Seite 154 in der Ausgabe von 1989.Nachdem wir das in den beiden ersten Vorträgen schon getan haben, wollen wir das heute an der Betrachtung des Weihnachtsfestes tun.

Dieses Fest ist zu einem reinen Konsumfest verkommen. Vor kurzem las ich, wie das jemand auf den Punkt gebracht hat: „Weihnacht du goldenes Fest, das uns Geld verdienen läßt“. Essen und Trinken, Geschenke und Weihnachtsdeko, es ist zu einem reinen Wohlfühlfest verkommen. Dieses Fest ist so sinnentleert geworden, daß auch Moslems und Juden dieses Fest „feiern“. Es ist so sinnentleert, daß schon schwarzmagische Symbole mit diesem Fest verbunden werden. Schon öfters sah ich den Totenkopf am Weihnachtsbaum hängen. Vor allem das Pentagramm, der Fünftstern wird an Weihnachten in den letzten Jahren auf den Kopf gestellt aufgehängt. Der Fünfstern ist ein Symbol für den Menschen, der sich auf seinem Entwicklungsweg zurück zum geistigen Ursprung befindet. Wird er auf den Kopf gestellt, ist er das Symbol für den gefallenen Menschen, der sich aus der Verkettung in die Materie nicht mehr lösen kann und deswegen zur Beute der satanischen Mächte wird. Schon die Tatsache, daß wir am Weihnachtsbaum elektrische Kerzen haben, wird diesem Fest nicht gerecht. In der Elektrizität wirken die luziferischen Wesenheiten. Nun will ich nicht gegen den technischen Fortschritt der Menschheit sprechen, auch ich benutze natürlich elektrisches Licht, aber ist das geeignet die Geburt Christis zu feiern? Noch schlimmer ist das LED-Licht. Stellen Sie eine Pflanze unter LED-Licht, so stellt sie ihr Wachstum ein. Ist etwas so lebensfeindliches geeignet, um das Fest des Lebens zu feiern?

Wir wollen mit diesem Vortrag wieder an das anknüpfen, was wir in den vorigen Vorträgen erfuhren.

Wir gingen davon aus, daß der Mensch nicht nur aus dem physischen Leib besteht, sondern auch aus dem, was wir den Lebenskräfteorganismus nannten, das was die Anthroposophie den Ätherleib nennt, was wir mit den Pflanzen gemeinsam haben. Außerdem sprachen wir von der Seele, die wir mit dem Tier gemeinsam haben und vom geistigen Wesenskern des Menschen, dem Ich. Dieses Wesensgliedergefüge des Menschen ist jedoch nicht fix und fertig vom Himmel gefallen, es wurde in langen Zeiträumen von den geistigen Wesenheiten, den Göttern gebildet und entwickelt. Wir sprachen davon, daß nicht nur der Mensch in wiederholten Erdenleben sich auf der Erde inkarniert, um sich zu vervollkommnen, sondern auch der Erdenplanet sich wiederholt verkörpert, um sich weiterzuentwickeln.

Die erste Planetenverkörperung, die für die Schaffung der menschlichen Wesenheit in Frage kommt, ist der alte Saturn. Auf ihm gab es nur Wärme und in dieser Wärmesubstanz wurde dem Menschen die erste Anlage zu seinem physischen Leib geschaffen. Jede der Planetenverkörperungen brachte dem Menschen einen Bewußtseinszustand. Dieser war auf dem Saturn noch dumpfer als der des traumlosen Schlafes. Es ist der Bewußtseinszustand den heute noch die Mineralien haben. Der Mensch machte also seine Mineralstufe durch. Nachdem der Entwicklungsprozeß des alten Saturn erfüllt war, kam es zu einem rein geistigen Zustand, alles Physische löste sich auf. Dies nennt die Geisteswissenschaft ein Pralaya. Und nach diesem Pralaya entstand der Saturn auf einer höheren Stufe erneut.

Diesen Planetenzustand nennt die Geisteswissenschaft die alte Sonne. Zu dem Element der Wärme kam auf der Sonne nun die Luft hinzu. In seinen physischen Leib senkten die Schaffensmächte, die Wesenheiten der Hierarchien, den Äther- oder Lebensleib. Der Bewußtseinszustand hellte sich so auf, daß er mit dem traumlosen Schlaf verglichen werden kann. Das ist der Bewußtseinszustand der heutigen Pflanzen. Der Mensch machte also seine Pflanzenstufe durch.

Nach einem weiteren Pralaya verdichtete sich ein Teil der Elemente bis zum Wässrigen. Diesen Planetenzustand nennen wir den alten Mond. Dem Menschenvorfahr wurde die Seele einverleibt. Das Bewußtsein war das des Traumes, welches heute noch die Tiere haben, er machte also seine Tierstufe durch.

Der nächste Planetenzustand war die heutige Erde. Das Element des Festen wurde diesem Zustand hinzugefügt. Der geistige Wesenskern, das Ich kam zum Wesensgliedergefüge des Menschen hinzu. Er erreichte das wache Gegenstandsbewußtsein.

Auf jeder dieser Stufen schied der Mensch einen Teil seiner Wesenheit aus. Die gröberen Teile wurden ausgeschieden, damit das Verbliebene dem Menschen eine weitere Entwicklung ermöglichte. So wurde das, was auf dem Saturn ausgeschieden wurde, zum heutigen Mineralreich, das auf der Sonne zurückgebliebene zur Pflanzenwelt und das auf dem Mond ausgeschiedene zum Tierreich.

Alle diese Prozesse die so durchgemacht wurden, waren die Ergebnisse der Arbeit der geistigen Hierarchien, die wir Götter, Schaffensmächte oder eben Hierarchien nennen können. Ich werde heute nicht umfassend von diesen Wesenheiten und ihrem Wirken sprechen, das ist ein solch komplexes und kompliziertes Geschehen, daß es meine Fähigkeiten überfordert. Trotzdem wollen wir einige Gedanken darüber äußern, um uns ein konkreteres Bild davon machen zu können, was sich in der Weihenacht ereignete.

Über dem Menschen, diesem am nächsten, stehen die Engel. Sie sind mit der Lenkung und Leitung der Entwicklung des einzelnen Menschen betraut. Sie tragen dem Menschen, ihrem Menschen, aus der Zukunft sein von ihm in früheren Leben geschaffenes Schicksal entgegen. Man könnte also umgangssprachlich von betreuter Inkarnation sprechen. Sie haben es dabei heute schwer, da der Mensch durch den Materialismus die Verbindung zur geistigen Welt und damit zu seinem Engel erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht hat.

Dann kommen die Erzengel, deren Aufgabe ist die Lenkung und Leitung der Entwicklung der einzelnen Völker. Jedes Volk hat einen eigenen Erzengel. Darüber kommen die Archai, das sind die Zeitgeister. Wir sprachen im vorigen Vortrag von den verschiedenen Kulturperioden: der urindischen, der urpersischen, der ägyptisch-chaldäischen, der griechisch-lateinischen und unserer der 5. nachatlantischen Kulturperiode, der mitteleuropäischen. Jede dieser Kulturperioden haben einen Zeitraum von ca. 2160 Jahren. Und eine solche Kulturperiode hat einen leitenden Zeitgeist, einen Archai. Dieser wiederum bedient sich bestimmter Erzengel, welche ihm dienen und über einen Zeitraum von 300-350 Jahren seine Impulse in die Menschheit leiten. Seit 1879 ist der Zeitgeist Michael. Immer wenn er an der Reihe der Regentschaft ist, wird es für die Menschheitsentwicklung besonders interessant.

Darüber kommen die Exusiai, in der Bibel Elohim genannt. Das sind die Geister der Form. Von ihnen bekam der Mensch sein Ich. Dann kommen in der Stufenfolge die Dynamis, die Geister der Bewegung, sie halten die Planeten in ihrer Umlaufbahn. Daran können wir sehen, wie hoch diese Geister über dem Menschen stehen. Danach die Kyriotetes, die Geister der Weisheit.

Darüber die Throne, aus ihrer Substanz erhielt der Mensch den Wärmeorganismus, in dem er auf dem Saturn die erste Anlage zum physischen Leib ausbildete. Darüber die Cherubim, die Geister der Harmonie und zuletzt die Seraphim, die Geister der Seligkeit.

Wenn wir also das Ganze in eine Reihe von unten, beim Menschen beginnend bringen, so ergibt sich folgende Stufenfolge.

Dreifaltigkeit

Seraphim

Cherubim

Throne

Kyriotetes

Dynamis

Exusiai

Archai

Erzengel

Engel

Mensch

Wir haben uns also ein schönes, abstraktes Schema aufgestellt. Daß die Anthroposophie einiges an Beweglichkeit an Ihr Denken stellt, können Sie schon daran erleben, daß diese geschilderten Wesenheiten keine absoluten Zustände sind, sondern Durchgangsstadien, ähnlich wie in einer Behörde, wo man die Möglichkeit des Aufstieges der Beförderung hat und je höher man kommt, umso umfassender werden die Aufgaben. Die heutigen Engel haben auf dem alten Mond, der vorigen Planetenverkörperung, ihre Menschheitsstufe durchgemacht, die heutigen Erzengel auf der alten Sonne und die Archai auf dem Saturn. Natürlich unter anderen Umständen. Menschheitsstufe heißt, daß sie sich das Ich erworben haben. Und der heutige Mensch wird auf dem Jupiter die Stufe der Engel durchmachen.

Über dem was wir die Hierarchien genannt haben steht die Heilige Dreifaltigkeit. Vater Gott, Sohn Gott und Heiliger Geist. Ich werde nun einen plumpen, groben Vergleich gebrauchen, um Ihnen das Ganze verständlicher zu machen. Unsere Sprache ist nicht für das Übersinnliche geeignet, deshalb solche profanen Vergleiche aus dem irdischen Umfeld. Wenn wir diesen Zusammenhang mit einer Firma vergleichen, so müssen wir sagen: Die Besitzer der Firma sind die Dreifaltigkeit. Die Hierarchien lassen sich mit den Angestellten dieser Firma vergleichen, vom Geschäftsführer, heute würde man sagen CEO, bis hinunter zum Gabelstaplerfahrer und das Produkt, welches diese Firma herstellt ist der Mensch. Ganz wohl ist mir bei diesem Vergleich nicht.

Auch von der Dreifaltigkeit hat der Gegenwartsmensch nur eine nebulöse Vorstellung. Wer kennt den Unterschied zwischen dem Vater Gott und dem Sohnes Gott? Der Vater Gott ist die Gottheit, die den Menschen in die Materie hineinführt. Der Sohnes Gott, Christus, ist die Gottheit, die den Menschen aus der Materie herausführt und der Heilige Geist ist der Gott, welcher in der Erkenntnis so wirkt, daß diese ihn zum Christus führen kann. Oder anders ausgedrückt, der Vater Gott wirkt im Erbstrom, der Sohn im Geistig-Seelischen des Menschen. Der Vater Gott wirkt also bis zum Erscheinen Christi, der seither die Regentschaft übernommen hat. Die Menschheit, die bis zur Christus-Erscheinung lebte, muß sich also grundlegend von den Menschen unterscheiden, die nach dem Erscheinen des Christus in einem irdischen Menschenleib leben. Das Sie heute hierhergekommen sind beruht darauf, daß die bisherigen Gemeinschaften auf den Erbstrom aufgebaut waren, aber diese lösen sich nun auf. Sie können mit diesen Menschen nicht mehr reden und leben oder sagen wir immer schlechter, schwerer und Sie suchen nach neuen Gemeinschaften, nach Menschen mit denen Sie ihre neuen Erkenntnisse und Erfahrungen teilen können. Diese neuen Gemeinschaften werden auf die gemeinsame geistige Ideenwelt aufbauen, auf den Christus, der im Geistig-Seelischen des Menschen lebt und wirkt.

Wenn wir also vom Erscheinen des Christus auf der Erde sprechen, so muß uns klar sein, daß niemals zuvor ein göttliches Wesen, schon gar ein solch hohes göttliches Wesen auf der Erde sich in einem menschlichen Leib inkarnierte und das wird auch nie wieder geschehen. Es ist eine einmalige Erscheinung der ganzen Erdenentwicklung. Keiner der anderen Götter ging durch den Tod, nur Christus hat dies auf sich genommen und hat sich dadurch so mit der Menschheit verbunden, daß er sagen konnte: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt“. Damit ein Gott auf der Erde leben konnte war eine äußerst komplexe und komplizierte Vorbereitung notwendig. An Weihnachten feiern wir nicht die Geburt Christi, sondern die Geburt des Jesus, der beiden Jesus Knaben. Ein Jesusknabe aus dem nathanischen Erbstrom und einer aus dem salomonischen Erbstrom. Das erklärt uns die zwei verschiedenen Schilderungen der Geburt des Jesus, der des Matthäus-Evangeliums und der des Lukas-Evangeliums. Der salomonische Jesusknabe war es, der vor Herodes nach Ägypten fliehen mußte. In ihm lebte das Ich eines der am höchsten entwickelten Menschen, des Zaratustra. Im nathanischen Jesus wiederum war eine geistige Wesenheit verkörpert, die den Weg in die fleischliche Inkarnation nicht mitgemacht hatte, der Adam Kadmon. Deswegen fiel der nathanische Jesus auch nicht durch Leistungen des Verstandes oder Intellektes auf, der vom Menschen erst auf der Erde erworben wurde. Dafür war er voller Liebe und Herzenskräfte und vollbrachte Heilungen. Im zwölften Lebensjahr wechselte das Zaratustra-Ich in den Körper des nathanischen Jesusknaben. Die Bibel schildert das so: Maria und Josef waren in Jerusalem gewesen und befanden sich innerhalb einer größeren Gruppe von Menschen auf dem Heimweg nach Nazareth. Sie gingen davon aus, daß sich auch ihr Kind in dieser Gruppe befand. Der nathanische Jesusknabe war das einzige Kind seiner Eltern. Als sich herausstellte, daß er sich nicht unter der Gruppe der Heimkehrer befand, suchten sie immer verzweifelter nach ihm. Sie fanden ihn schließlich in Jerusalem im Tempel, wo er als Zwölfjähriger, der bisher nicht durch sein Wissen und seinen Verstand aufgefallen war, die Priesterweisen, die Mysterienpriester lehrte, was natürlich die Eltern mehr als erstaunte. Der Zaratustra bereitete nun den Körper des nathanischen Jesus so zu, daß dieser im dreißigsten Lebensjahr den Christus bei der Jordantaufe aufnehmen konnte. Der Christus ruinierte den Körper des Jesus in den drei Jahren in denen er diesen bewohnte, denn kein menschlicher Körper hält auf die Dauer ein so hohes göttliches Wesen aus. Der Jesus Christus wäre auch gestorben, wenn er nicht gekreuzigt worden wäre, denn seine Körperlichkeit war ruiniert.

Wir feiern also an Weihnachten die Geburt des Jesus und nicht die des Christus. Diese Geburt bereitet das Erscheinen des Christus vor. Es gibt also auch keine Mutter Gottes. Maria ist die Mutter des Jesus. Die Mutter Gottes ist eine Erfindung der katholischen Kirche, die damit den Materialismus in die christliche Religion brachte und den göttlichen Charakter des Christus in die menschlichen Person Jesu verwandelte.

Alle Religionen sind Vorbereitungen auf den Christus-Impuls. Die Perser nannten den kommenden Christus Ahura Mazdao. Alle Religionen gehen von den Hierarchien aus. Jahve, der Gott der Juden zum Beispiel, ist ein Exusiai, ein Elohim. Der Christus selbst steht weit über den Religionen und weit über den Hierarchien und er wird diese Religionen auch im Laufe der Menschheitsentwicklung überflüssig machen. Daher auch die erbitterte Feindschaft der Konfessionen gegen die Anthroposophie. Die jeweiligen Religionen waren lokale Angelegenheiten, je nach Region, Klima und Volk, verschieden nach ihren Bedürfnissen, die sie für ihre Entwicklung brauchten. Der Christus stellt diese Verschiedenheit auf eine Stufe, die der ganzen gemeinsamen Menschheit entspricht. Alle Religionen wiesen auf den Christus hin, wie ich sagte, bis auf eine, den Islam, der ja auch nicht dem Christus voranging, sondern erst nach seinem Erscheinen entstand. Wenn wir fragen, aus welcher Geistigkeit heraus er entstand, so müssen wir auf das Jahr seines Entstehens schauen, 666 n. Christus. Die 666 ist die Zahl, eine schwarzmagische Zahl, die auf das Zeitalter hinweist, in dem die zurückgebliebenen Menschen der bösen Rasse endgültig und unwiederbringlich dem Bösen verfallen sein werden. Der Islam ist entgegen den anderen Religionen eine ahrimanische Offenbarung. Deswegen auch der fanatische Kampf des Islam gegen das Christentum.

Wir können die Menschheit der Erdenentwicklung in zwei Teile einteilen. Die Menschen bis zum Mysterium von Golgatha unterscheiden sich grundlegend von denen der Zeit nach diesem Mysterium. Ursprünglich sahen die Menschen die geistigen Wesenheiten, sie waren Genossen der Götter. Das Sinnliche war in das Geistige eingebettet und spielte deswegen für diese Menschen keine große Rolle. Aber der Mensch inkarnierte sich in einen physischen Leib, lernte die physischen Sinne zu benutzen und das physische Gehirn zu gebrauchen. Mit diesen physischen Sinnen kann kein Übersinnliches wahrgenommen werden. Die Wahrnehmung des Geistigen schwand so nach und nach dahin. Zuallerletzt nahm der Orientale noch die Wesenheiten der Natur wahr. In jedem Baum, jeder Blume, jedem Stein, in jedem Bach, jeder Wolke wohnt eine geistige Wesenheit die zu ihr gehört, das nennt man die Elementarwesen. In der Legende der Heinzelmännchen von Köln haben wir eine Erinnerung daran. Sie helfen dem Menschen, aber die Neugierde, diese entsteht mit dem Verstand, der Bäckersfrau vertreibt diese, das heißt sie sind dem Menschen nicht mehr wahrnehmbar. Als Trost blieb dem Orientalen die Astrologie. Am Himmel, in den Sternen, die ihm der Wohnsitz der Götter war, fand er die Erklärung für das, was auf der Erde, im Irdischen vor sich geht. Die Erinnerung an das Geistige ist noch so lebendig in ihm, daß er weiß, das Sinnlich-Sichtbare ist unwirklich, ist Maja, das nicht mehr Sichtbare, das Geistige ist die Wirklichkeit, die Realität. Er nimmt dieses Geistige draußen in der Welt zuerst an den Dingen und später am Himmel wahr. Aus dem sinnlich Sichtbaren ist ihm die Realität, das Geistige entschwunden. Dieser Teil der Menschheit wird in den heiligen drei Königen repräsentiert. Sie bringen ihren großen Reichtum als Opfer dem Messias dar. Sie haben in den Sternen gelesen, daß er erschienen ist, die Sterne als äußeres Zeichen führen sie zu ihm. Aber ihre Geistigkeit hat seine Bedeutung verloren, sie ist versiegt. Wer heute noch seine Kräfte aus der alten orientalischen Weisheit holen will, sei es aus dem Buddhismus oder aus Yoga, der schädigt sich selbst. Das Böse ist das Richtige zur falschen Zeit und am falschen Ort.

Ganz anders die Hirten. Sie erleben in sich, im Traum das, was sie nach Bethlehem zum Stall führt und sie sind bettelarm, ihre Geistigkeit, die innerlich auftritt als Gedanke, hat noch keine Wirklichkeit. Wir sind die Hirten, der Gedanke der ein Geistiges ist, entbehrt der Realität der Wirklichkeit, da wir nur Materielles und nichts Geistiges zu denken in der Lage sind. Der Gedanke als geistige Tätigkeit entbehrt des geistigen Inhalts. Der Gedanke des Gegenwartsmenschen entbehrt somit der Realität, er ist abstrakt, unwirklich, jeder macht sich scheinbar seine Gedanken selbst, sie sind subjektiv und da sie keine Wirklichkeit haben, in ihnen nichts lebt, sind sie inzwischen zur Phrase verkommen. Deswegen nennt sie der Marxismus Ideologie, Rauch der aus der materiellen Wirklichkeit aufsteigt. Das also, was für den Orientalen Maja war, das Sinnlich-Sichtbare, ist für die Hirten, die nachchristliche Menschheit, für uns die Realität. Und das was für den vorchristlichen Menschen Realität war, ist für uns unwirklich. Im ersten Vortrag benutze ich das Bild des Menschen der Gegenwart, der am Rande des Grand Canyon steht und nun einen Schritt weiter gehen muß, ohne zu wissen ob ihn das, was er bisher als Nichts ansah, tragen wird. Ein Schritt der dem Menschen großen Mut abfordert und trotzdem unvermeidlich ist.

Als ich einige Tage nach dem letzten Vortrag in der Buchhandlung Thalia in Bonn war, ein Büchersupermarkt, hat mich diese Umgebung eigenartig berührt, sie kam mir unwirklich vor. Ich ließ die Eindrücke auf mich wirken und auf einmal wurde mir klar, ich befinde mich hier auf einem Begriffsfriedhof, auf einer Wortmüllhalde. Nichts von allen diesen Worten hat eine Realität, eine Bedeutung für die Menschheit, sie sind zu Abstraktionen und Phrasen verkommen. Ich ging dann nach oben, dort wo die sogenannten Geisteswissenschaften stehen, aber unter all den Geschichtsbüchern, den Büchern über Philosophie oder unter Esoterik fand ich kein einziges Werk von Rudolf Steiner. Um sicher zu sein, fragte ich an der Information einen jungen Mann, dem es nur mühsam gelang seine Arroganz hinter seiner Höflichkeit zu verstecken und erhielt die Auskunft, ohne daß er in seinem Computer nachsehen mußte: Generell haben wir ein solches nicht im Haus vorrätig.

Die neue Realität der Gedanken, die neue Geistigkeit hat der Christus den Menschen gebracht und so wie die Evangelien die Offenbarung des Christus in der Vergangenheit waren, so ist die neue Offenbarung, die heutige, moderne Offenbarung, die Anthroposophie. Denn da er bei uns ist alle Tage bis an das Ende der Welt, so spricht er auch in der Gegenwart zu uns, damals in Gleichnissen, heute in wissenschaftlichen, aber geisteswissenschaftlichen Begriffen, von denen er sagte: Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen oder wie der Paulus sagte: „Nicht Ich, sondern der Christus in mir“, das was meinen Gedanken, meinem Leben Wirklichkeit gibt. Denn Geist ist das, was die Menschen ernähren muß. Der Christus-Geist ist es, der den Menschen die neue Realität gibt. Diese Realität wird dem Menschen jedoch nicht so wie die alte Geistigkeit geschenkt, sondern er muß sie sich erringen, sonst hätte die Freiheit keinen Sinn. Wir müssen in Freiheit zum Geistigen zurückfinden. Wir müssen uns auch nicht an den historischen Christus halten, den vor 2000 Jahren, sondern an den gegenwärtigen, den der sagte, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. Wir müssen ihm nur zuhören.

Bis zum Jahre 1413 suchten die Götter den Menschen, er war ihr, heute würde man sagen, Projekt: Die Erschaffung des physischen Menschen, bis hin zu einem Gehirn, das die Materie denken kann. Deswegen entstand die Naturwissenschaft auch erst nach diesem Jahre. Aber mit diesem Zeitpunkt waren sie zu einem Ende gekommen mit der Erschaffung des Menschen. Und wie das so ist, wenn man in seiner Firma ein Projekt abschließt, so wendet man sich neuen Dingen zu, hat am alten kein Interesse mehr. Seither haben die Götter am Menschen das Interesse verloren. Nun muß der Mensch die Götter suchen, muß den Weg zu ihnen finden und lernen die Gedanken der Götter, die Geisteswissenschaft zu denken. Und wenn der Mensch dies tut, so erwacht das Interesse der Götter am Menschen wieder, dann beginnt für sie ein neues „Projekt“, mit dem Menschen als zehnte Hierarchie.

In den vierziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, ab 1842 begann in der geistigen Welt ein Kampf. Die Heerscharen des Michael führten diesen Kampf gegen die Heerscharen Luzifers. 1879 war dieser Kampf entschieden und er endete damit, daß die luziferischen Engel aus dem Himmel geworfen wurden und seither auf der Erde im Menschen wirken. Worum ging dieser Kampf? Die luziferischen Engel wollten verhindern, daß die neue Geistigkeit den Menschen seit dieser Zeit ungehindert zufließen kann. Was die luziferischen Engel nicht verhindern konnten, den Zufluß der neuen Geistigkeit aus der geistigen Welt, das versuchen sie nun im menschlichen Seelenwesen zu verhindern: Die Aufnahme dieser neuen geistigen Gedanken. Eine der wichtigsten Aufgaben der Anthroposophie ist das klare Denken im Menschen zu schaffen. Und die luziferischen Geister versuchen dieses Denken zu verwirren. Schauen Sie sich an, wie wenig gesunder Menschenverstand heute noch in der Welt vorhanden ist, gerade im linken Spektrum: Gender-Wahn, Corona-Wahn, Demokratie-Wahn, Russen-Wahn, ein Wahnsinn jagt den anderen und es ist sehr schwer, diesem Wahnsinn gegenüber das gesunde, wirklichkeitsgemäße Denken aufrechtzuerhalten, bzw. wiederzuerlangen. Hierzu ein Zitat von Rudolf Steiner: „Es gab eben keine Zeit der Menschheitsentwickelung, in der, wenn man auf innere Notwendigkeiten dieser Menschheitsentwickelung blickt, man sagen muß, klares Denken ist so notwendig, wie nur irgend notwendig sein kann Essen und Trinken zur Unterhaltung des physischen Lebens. Denn wenn der Mensch unklar denkt in dieser Zeit, in der wir leben und in die hinein die Menschheit weiter in der Zukunft lebt, so wird man solche reifen Wahrheiten, die aus der geistigen Welt herunterfallen sollen, nicht im gehörigen Licht sehen können.“ Das Zitat stammt aus „Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen“ GA 178, Seite 107 in der Ausgabe von 1992.

Der Mensch muß sein Denken so formen, so klar strukturieren, daß es zu einem Gefäß werden kann, in das sich die geistigen Weisheiten hineinergießen können. Chaotisches Denken ist wie ein Gefäß mit Löchern oder eines das oben geschlossen ist und nichts aufnehmen kann. Nun kann man sich dem natürlich verweigern, kann sagen, na und, dann habe ich halt kein klares Denken und muß ohne neue Geistigkeit auskommen, das ist auch bequemer und für meine Bedürfnisse ausreichend. Dann muß man jedoch auch das ernten, was man gesät hat. „Denn nachdem durch das Ereignis von 1879 so recht der Charakter der fünften nachatlantischen Zeit erfüllt ist, sind die Gedanken, die sich die Menschen machen, dazu da, daß sich die Menschenseelen in diese Gedanken verwandeln.“ Ebenda Seite 108.

Das ist des Menschen Weg vom Geschöpf zum Schöpfer. Der Mensch ist ein geistiges Wesen, erfüllt er sich nicht mit dieser zeitgemäßen, modernen Geistigkeit, so bleibt es innerlich leer und muß zerfallen. Und das ist es was wir gerade auf allen Ebenen wahrnehmen: Der Zerfall der sozialen Strukturen, der Zerfall der zwischenmenschlichen Beziehungen, die Implosion der menschlichen Seelen, diese fallen bei vielen Menschen einfach auseinander. Die alte Geistigkeit ist verbraucht. Das Leben, nicht umsonst vergleicht Rudolf Steiner das klare Denken mit Essen und Trinken, kommt jedoch aus dem Geiste. Wenn er sich nicht mit Geist erfüllt, bleibt er leer. Im ersten Vortrag sprach ich von den menschlichen Wesensgliedern, ich sprach vom physischen Leib, vom Ätherleib, vom Astralleib und vom Ich. Und ich nannte den Lebenskräfteorganismus den Erbauer, den Erhalter, den Architekten des physischen Leibes. Der „Architekt“ bekommt jedoch die „Baupläne“ vom Astralleib. Dieser ist jedoch seit dem Jahre 1413 vollständig leer, solange haben sich die alten Reste noch gehalten. Der Mangel an Geistigkeit bewirkt den Zerfall auf allen Ebenen, auf der des Leibes, der Seele, der Kultur.

Die alte Geistigkeit, der Reichtum der Könige ist verbraucht. Wir, die Hirten, müssen unsere geistige Armut selbst in einen Reichtum verwandeln, der die Pracht der Könige weit übersteigen kann und muß.

„Für mich solls rote Rosen regnen“ so sang Hildegard Knef in ihrem bekannten Lied, für das sie sich übrigens später selbst schämte. Es wird für uns keine roten Rosen mehr regnen, wenn wir diese Rosen als Symbol der Zufriedenheit, der Befriedigung, des Glückes verstehen, so müssen wir diese Rosen selbst auf der Erde anbauen und kultivieren. Und daß wir so lange nach der persönlichen Glücksseligkeit uns gesehnt und gesucht haben, wie es in dem Lied zum Ausdruck kommt, ohne uns zu fragen wo unsere Aufgaben als Mensch liegen, welche Verpflichtungen wir zu erfüllen haben, ist die Ursache dafür, daß wir nun durch solche katastrophalen Ereignisse hindurchgehen müssen. Und wir werden diese finstere Zeit erst überwinden, wenn wir diese Aufgaben erfüllen, wenn wir die neue Geistigkeit zu unserem Lebensmittelpunkt machen.

Rüdiger Keuler, Januar 2023